
Die Situation der Apotheken in Baden-Württemberg bleibt besorgniserregend. Zum Ende des vergangenen Jahres ist die Anzahl der Apotheken auf nur noch 2.152 gesunken. Im Jahr 2024 gab es 70 Schließungen, während lediglich vier neue Apotheken eröffnet wurden. Diese Tendenz ist nicht isoliert, sondern spiegelt einen bundesweiten Trend wider, wie auch Tagesschau berichtet. Deutschlands Apothekenzahl fiel auf den niedrigsten Stand seit fast 50 Jahren, mit 17.041 Apotheken.
In Baden-Württemberg haben im Jahr 2023 insgesamt 88 Apotheken geschlossen. Zu Beginn des Jahres 2024 waren es noch 2.211 öffentliche Apotheken im Land. Der Rückgang von über 16 Prozent in den letzten zehn Jahren stellt die flächendeckende Gesundheitsversorgung vor große Herausforderungen. Besonders in ländlichen Regionen ist die Bedeutung dieser Einrichtungen nicht zu unterschätzen. Apotheken fungieren hier als wichtige Anlaufstellen für Gesundheitsfragen und bieten einen Notdienst für die Bevölkerung an, wie LAK Baden-Württemberg hervorhebt.
Wachsende Herausforderungen für Apotheker
Die hohe Anzahl an Schließungen führt zu einem zusätzlichen Druck auf die verbleibenden Apotheken, wie Kammerpräsident Martin Braun feststellt. Er fordert eine Anpassung des seit 20 Jahren unveränderten Honorars für Apotheker, welches im Februar 2023 um etwa 3 Prozent gekürzt wurde. Diese unbefriedigenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, zusammen mit einer steigenden Bürokratie, belasten die Apothekerschaft zunehmend. Zudem beschäftigen sich viele Apotheker mit der Überlegung, die Branche zu verlassen oder in die Industrie zu wechseln, wo bessere Verdienstmöglichkeiten locken.
Die Zahl der Neueröffnungen bleibt ebenfalls besorgniserregend. Im Jahr 2023 wurden bundesweit nur 62 neue Apotheken gegründet, während im Vorjahr 559 Schließungen verzeichnet wurden. Der Rückgang der Neueröffnungen setzt sich fort, sodass in den ersten drei Quartalen 2024 nur 36 neue Apotheken eröffnet wurden, deutlich weniger als in den Vorjahren.
Politische Reaktionen und Ausblick
Die Apothekenbranche sieht sich einer nach wie vor unklaren politischen Landschaft gegenüber. Die geplanten Reformen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die eine Erleichterung für die Gründung neuer Apotheken vorsehen, werden kritisch betrachtet. Derzeit dürfen sich nur approbierte Apotheker niederlassen und müssen ein physisch anwesendes Team von Pharmazeuten haben. Lauterbach plant, die Möglichkeit zu schaffen, dass pharmazeutisch-technische Assistenten Apotheker ersetzen können, was bei den Fachkräften Besorgnis auslöst.
Zusätzlich wird gefordert, die steigenden Personal- und Sachkosten sowie die Lieferengpässe zu adressieren, um die Apothekenlandschaft in Deutschland nicht weiter zu schwächen. Der Rückgang der Apotheken zeigt sich alarmierend im bundesweiten Vergleich: Im Jahr 2010 gab es noch 21.441 Apotheken, was einen drastischen Rückgang von 19 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts bedeutet.
Der Handlungsbedarf ist klar: Die Apothekensituation muss dringend ins politische Gespräch gebracht werden, um eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung nicht nur zu gewährleisten, sondern auch zu verbessern. Wie ZVW berichtet, steht die Apothekerschaft geschlossen hinter der Forderung nach grundlegenden Reformen und einer Unterstützung durch die Politik.