
In Bremen kämpfen Recycling-Stationen gegen einen Überfluss an Altkleidern. Aufgrund von bundesweiten Annahmestopps, insbesondere in den Stadtteilen Blumenthal und Burglesum, sind die Container überfüllt. Dies führt zu erheblichen Entsorgungsengpässen, die ihre Ursache in der Insolvenz des Unternehmens Soex haben, das für die Sammlung und Verwertung von Alttextilien verantwortlich ist. Die Soex-Gruppe, bekannt als eines der führenden Unternehmen im Textilrecycling in Deutschland, hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Dies wurde vom Amtsgericht Reinbek genehmigt, und Dr. Matthias Wolgast wurde als vorläufiger Sachwalter eingesetzt, um das Unternehmen zu unterstützen, während es seine logistischen Herausforderungen meistert.
Die Probleme resultieren aus einer Neustrukturierung von Soex, die auch Auswirkungen auf die Bremer Stadtreinigung (DBS) hat. Diese steht im Dialog mit Soex, um die anfänglichen Engpässe in der Logistik zu überwinden. Aktuell wird den Bürgern geraten, überfüllte Container zu meiden und ihre Textilien vorübergehend zu behalten oder sie an Freunde und Familie weiterzugeben. Ein Missverständnis über die Entsorgungsmodalitäten wurde ebenfalls klargestellt: stark verschmutzte und nicht tragbare Kleidungsstücke sollen in den Restmüll gegeben werden, während gut erhaltene Stücke eher eine Chance auf Wiederverwendung haben sollten.
Recycling und EU-Richtlinien
Die Dringlichkeit der Situation wird weiter angeheizt durch bevorstehende Änderungen auf europäischer Ebene: Ab dem 1. Januar 2025 müssen gebrauchte Textilien in der EU getrennt gesammelt werden. Diese neue Regelung hat das Ziel, die Menge der jährlich verbrannten oder deponierten Textilien zu reduzieren und die Wiederverwendung sowie das Recycling zu fördern. Momentan landen in Deutschland über eine Million Tonnen Alttextilien in Containern, von denen nur etwa 50% noch brauchbar sind. Der Rest wird oft nicht verwertet und landet in der Verbrennung, insbesondere aufgrund der hohen Anteile an Mischfasern, die das Recycling erschweren.
Die Bremer Stadtreinigung berichtete 2024 von einer Sammlung von insgesamt 2200 Megagramm Alttextilien. Dabei kamen im Durchschnitt 175 Kilogramm pro Container und Leerung zusammen. In einem Netzwerk von 90 Containern an 70 Standorten in Burglesum, Vegesack und Blumenthal wird regelmäßig gesammelt. Die gesammelten Textilien werden in Deutschland sortiert – tragbare Kleidung wird als Secondhand-Ware verkauft, während nicht tragbare Textilien zu Dämmstoffen, Putzlappen oder Malervlies verarbeitet werden. Der verbleibende Anteil an verwertbaren Stoffen hingegen wird thermisch verwertet.
Zukunftsaussichten und Herausforderungen
Die Soex-Gruppe, die seit über 40 Jahren im Bereich Textilrecycling tätig ist, steht vor der Herausforderung, ein nachhaltiges Zukunftskonzept zu entwickeln. Geschäftsführer Fred Ponath hat betont, dass man sich auf kommende gesetzliche Entwicklungen in der EU vorbereiten möchte, die helfen könnten, die Marktstellung von Soex zu verbessern. Zudem sollen neue Investoren gefunden werden, um den Geschäftsbetrieb nachhaltig zu sichern. Bis November 2024 sind die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter abgesichert, was vorübergehende Stabilität bietet.
Insgesamt zeigt die Situation in Bremen, wie eng die Themen Abfallwirtschaft, Recycling und rechtliche Rahmenbedingungen miteinander verknüpft sind. Die Notwendigkeit effizienter Systeme zur Trennung und Verwertung von Alttextilien wird in Zukunft noch wichtiger, nicht nur aufgrund neuer EU-Vorgaben, sondern auch wegen des wachsenden Bedarfs an Nachhaltigkeit in der Textilbranche.
Für Verbraucher gibt es Tipps zur Schuh und Textilentsorgung: weniger kaufen, langlebige Produkte wählen und Kleidertausch sowie Second-Hand-Angebote nutzen. Diese Verhaltensänderungen könnten die Effizienz im Recyclingprozess erheblich steigern und zur Reduzierung der Abfallmengen beitragen.
Für weitere Informationen zu den Grundsätzen der Textilentsorgung und Recycling in der EU besuchen Sie die Seiten von Weser-Kurier, RecyclingPortal und ZDF.