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Allianz-Chef fordert Karenztag: Steigende Krankmeldungen als Gefahr!

Allianz-Chef Oliver Bäte schlägt vor, dass Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen. Dies könnte die hohe Krankheitsrate in Deutschland entlasten und Milliarden einsparen.

Die Diskussion um den hohen Krankenstand in Deutschland gewinnt an Dynamik. Oliver Bäte, CEO der Allianz, hat einen Vorschlag unterbreitet, der in den Medien für Diskussionen sorgt. Er schlägt vor, dass Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen sollen. Dies würde bedeuten, dass an diesem sogenannten Karenztag kein Lohn gezahlt wird. Bäte argumentiert, Deutschland sei „Weltmeister bei den Krankmeldungen“ und nähert sich viel zu oft dem Rekord an krankheitsbedingten Ausfällen. Er sieht dies als eine Belastung für die wirtschaftliche Gesamtlage, die die Arbeitgeber jährlich 76 Milliarden Euro kostet.

Ein Datenvergleich offenbart das dramatische Ausmaß: 2023 waren erwerbstätige Versicherte im Schnitt 17,7 Tage pro Jahr krankgeschrieben, im Vergleich zu 13,2 Tagen im Jahr 2021. Das Statistische Bundesamt berichtet von durchschnittlich 15,1 Fehltagen pro Arbeitnehmer. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) konstatiert mit 24,9 Fehltagen pro Arbeitnehmer, dass Deutschland im europäischen Vergleich die meisten krankheitsbedingten Ausfälle zu verzeichnen hat. Hauptursachen sind Atemwegserkrankungen und psychische Erkrankungen, die in der heutigen Zeit immer mehr zunehmen.

Finanzielle Belastungen und wirtschaftliche Argumente

Bäte weist darauf hin, dass ohne den hohen Krankenstand die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 nicht um 0,3 Prozent, sondern um 0,5 Prozent gewachsen wäre. In dieser Argumentation schwingt die Hoffnung mit, dass die Einführung eines Karenztages sowohl eine Entlastung für die Arbeitgeber als auch eine Veränderung im Krankheitsverhalten der Arbeitnehmer bewirken könnte. Durch die Einsparungsmaßnahmen könnte man jährlich bis zu 40 Milliarden Euro gewinnen. In Deutschland, wo Arbeitnehmer im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank sind – der EU-Durchschnitt liegt bei 8 Tagen – ist die finanzielle Belastung erheblich.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Bätes Vorschlag als „zutiefst ungerecht“ kritisiert und vor dem Phänomen des „Präsentismus“ gewarnt, also dem Arbeiten trotz Krankheit, was nicht nur die Gesundheit der Einzelnen, sondern auch die der Belegschaft gefährdet. Die IG Metall bezeichnete den Vorschlag als unverschämt, da er die soziale Sicherheit angreife.

Politische Reaktionen und gesellschaftliche Perspektiven

Die politische Reaktion auf Bätes Vorschlag fällt gemischt aus. Während CDU-Politiker Sepp Müller offen für eine Diskussion ist, sehen andere den Vorschlag als inakzeptabel an. Sozialexperte Bernd Raffelhüschen hingegen unterstützt die Idee eines unbezahlten Krankheitstags, schlägt allerdings vor, diesen auf drei Tage zu begrenzen. Mercedes-Chef Ola Källenius sieht den hohen Krankenstand als ernsthaftes Problem für Unternehmen und die gesamte Wirtschaft.

Ein weiterer Aspekt, der in der Debatte angesprochen wird, ist die Diskussion um den Diagnosen und die Erfassung von Krankmeldungen. Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), die 2021 eingeführt wurde, hat insbesondere durch präzisere Daten über Krankmeldungen zu einem Anstieg der erfassten Fehltage geführt. Früher wurden möglicherweise nicht alle Krankmeldungen bei der Kasse eingereicht. 2023 meldeten sich durchschnittlich 6,1 Prozent der Arbeitnehmer krank, was einen leichten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.

Insgesamt verdeutlicht die Situation, dass der Krankenstand in Deutschland komplexe Ursachen hat und eng mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie den Bedingungen am Arbeitsplatz verknüpft ist. Eine klare Lösung scheint in der Debatte um Bätes Vorschlag auf sich warten zu lassen.

Für weitere Informationen und Zahlen über den Krankenstand in Deutschland können Sie die Berichte des Tagesspiegel, der Tagesschau und des Statistischen Bundesamtes konsultieren.

Referenz 1
www.tagesspiegel.de
Referenz 2
www.tagesschau.de
Referenz 3
www.destatis.de
Quellen gesamt
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