
Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist derzeit angespannt und wird von Experten kritisch beobachtet. Wolfgang Große-Entrup, Hauptgeschäftsführer beim Verband der Chemischen Industrie, beschreibt den industriellen Standort Deutschland als ins neue Jahr „gestolpert“. Deutschland sieht sich zunehmend im internationalen Wettbewerb zurückfallen. Sollte die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 erneut schrumpfen, wäre das bereits das dritte Rezessionsjahr in Folge. Eine derartige Schwächephase ist in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellos.MDR berichtet, dass energiekosten, Arbeitskosten und hohe Steuern als große Bremsklötze für die Wirtschaft identifiziert wurden.
Diese Situation betrifft nicht nur die Industrie. Auch die Gastronomie leidet weiterhin unter Verlusten. Sandra Warden vom Branchen-Verband Dehoga äußert, dass die Branche traditionell flexibel und offen gegenüber neuen Mitarbeitern ist, jedoch stehen ihr schwierige Zeiten bevor.
Risiken und Herausforderungen in der Energiepolitik
Das Vertrauen in die deutsche Energiepolitik ist stark beschädigt. Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, macht deutlich, dass die Politik keine Perspektiven für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufgezeigt hat. Besonders die Industrie ist betroffen: 40% der Industriebetriebe prüfen, ob sie die Produktion in Deutschland einschränken oder ins Ausland verlagern sollten.Die IHK berichtet, dass bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern über die Hälfte über eine Verlagerung nachdenken.
Das Energiewende-Barometer zeigt mit einem Wert von minus 20 (auf einer Skala von minus 100 bis plus 100) alarmierende Tendenzen. Dies ist der zweitschlechteste Wert in der Geschichte des Barometers. Letztes Jahr war dieser Wert mit minus 27 noch schlechter. Die energieintensive Industrie bewertet die aktuellen Entwicklungen besonders kritisch mit minus 34. Über zwei Drittel der Unternehmen empfinden die Bürokratie als Hemmschuh für notwendige Transformationen und Investitionen.
Wirtschaftliche Lage und private Konsumausgaben
Die deutsche Wirtschaft befindet sich 2024 erneut in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.ZDF berichtet, dass dies der zweite Rückgang in Folge für die größte Volkswirtschaft Europas ist. Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, nennt konjunkturelle und strukturelle Belastungen als Hauptgründe für die missliche Lage.
Die Inflation betrug im vergangenen Jahr 2,2 Prozent, was zwar unter den Werten der Vorjahre liegt, jedoch bedeutende Kostensteigerungen für Unternehmen mit sich brachte. Private Konsumausgaben stiegen nur um 0,3 Prozent, was auf eine erhöhte Sparneigung der Haushalte zurückzuführen ist. Die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt hat Auswirkungen auf die allgemeine wirtschaftliche Stimmung, und der Einzelhandel sieht sich enormen Herausforderungen gegenüber.
Prognosen für 2025 sind verhalten. Mehrere Krisen, darunter zurückgehende Exportmärkte und hohe Energiekosten, treffen aufeinander. Politische Unsicherheiten, insbesondere im Vorfeld der bevorstehenden Bundestagswahl, führen zu einem Zögern der Unternehmen, was sich negativ auf die Investitionsbereitschaft auswirkt.