
Die Zeckensaison 2024 hat in Sachsen einen alarmierenden Anstieg der Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) mit sich gebracht. In diesem Jahr wurden insgesamt 63 FSME-Fälle registriert, was nahezu einer Verdopplung im Vergleich zu den 33 Fällen des Vorjahres entspricht. Dies berichtet das sächsische Sozialministerium, das den Anstieg als „deutlich“ im Vergleich zu früheren Jahren einstuft. Von den Erkrankten infizierten sich 60 Personen im Freistaat Sachsen, während zwei Infektionen in Österreich festgestellt wurden und eine Person sich anderswo in Deutschland ansteckte.
Von den 63 Betroffenen litten 36 unter grippalen Symptomen und Kopfschmerzen, während 27 Menschen neurologische Symptome aufwiesen, die Entzündungen des Gehirns zur Folge hatten. Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) rät eindrücklich zur FSME-Impfung als besten Schutz gegen schwerwiegende Infektionen, besonders für Personen, die sich in Risikogebieten aufhalten. Fast alle Regionen des Freistaates, mit Ausnahme von Leipzig sowie den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen, sind als solche Risikobereiche eingestuft.
Impfquote alarmierend niedrig
Die Impfquote gegen FSME in Sachsen beläuft sich derzeit auf lediglich etwa 19 Prozent. Dies ist besorgniserregend, da die meisten FSME-Betroffenen der vergangenen fünf Jahre nicht oder nur unvollständig immunisiert waren. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Tatsache, dass nur ein 65-Jähriger, der an FSME erkrankte, über einen vollständigen Impfschutz verfügte. Dies verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, um die Bevölkerung über die Risiken und die Verfügbarkeit von Impfungen aufzuklären.
Zusätzlich zu FSME sind Zecken auch Überträger anderer Erreger, die Krankheiten wie Lyme-Borreliose verursachen können. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 1.628 Fälle von Lyme-Borreliose dokumentiert. Neben diesen beiden Erkrankungen können Zecken auch anderen Erregern wie Rickettsien oder Babesien Überträger sein, welche meist milde Symptome hervorrufen. Daher empfiehlt es sich, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, darunter das Tragen schützender Kleidung und die Verwendung von Anti-Zecken-Mitteln. Das schnelle Entfernen von Zecken kann zudem das Risiko einer Borrelien-Infektion minimieren.
Besonderheiten bei Kindern und Impfempfehlungen
Insbesondere Kinder sind von FSME gefährdet, da sie viel Zeit im Freien verbringen. Studien zeigen, dass Kinder im Vergleich zu Erwachsenen in der Regel leichter an FSME erkranken. In einer Analyse von 1001 FSME-Erkrankungen aus Baden-Württemberg stellte sich heraus, dass in ungefähr 25 Prozent der Fälle bei Kindern der Verlauf als schwerwiegend eingestuft wurde, während dies bei Erwachsenen in 50 Prozent der Fälle zutraf. Schwere neurologische Folgeschäden traten bei Kindern nur in etwa 2 Prozent der Fälle auf, während Erwachsene bis zu 30-40 Prozent dieser Komplikationen erfahren können.
Die Impfung gegen FSME ist der einzige wirksame Schutz, weshalb die Abwägung von Nutzen und Risiken wichtig ist. Für Kinder ab einem Alter von einem Jahr sind zwei Impfstoffe zugelassen. Jedoch müssen Eltern auch über mögliche Nebenwirkungen informiert werden. Nach der Impfung kann bei etwa 15 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder Fieber auftreten, während bei 5 Prozent der Drei- bis Elfjährigen ähnliche Symptome beobachtet werden.
In Anbetracht der ansteigenden Infektionsraten und der niedrigen Impfquote fordert das sächsische Sozialministerium die Bevölkerung dazu auf, sich impfen zu lassen, um einen umfassend wirksamen Schutz gegen FSME und andere durch Zecken übertragene Erkrankungen zu gewährleisten.