
Im Ostalbkreis sind die Kliniken stark auf Fachkräfte mit Migrationshintergrund angewiesen. Laut Schwäbische Post ist der Fachkräftemangel ein ernstes Problem, das durch den demografischen Wandel noch verschärft wird. Stand 31. Dezember 2024 arbeiten 477 Mitarbeiter mit Migrationshintergrund unter insgesamt 3.381 Beschäftigten, was einem Anteil von 14 Prozent entspricht. Besonders auffällig ist, dass im ärztlichen Bereich 36 Prozent der Mitarbeiter einen Migrationshintergrund haben. Personalchefin Sylvia Pansow warnt vor den gravierenden Folgen eines Fehlens internationaler Fachkräfte, die sogar zur Schließung von Abteilungen oder medizinischen Angeboten führen könnten.
Die Kliniken Ostalb bemühen sich aktiv um die Integration ausländischer Mitarbeiter. Ein Beispiel ist Amira Bakhouche, eine 33-jährige Hebamme aus Algerien, die Unterstützung bei ihrer Wohnungssuche und den Behördenangelegenheiten erhielt. In den Kliniken arbeiten 153 ausländische Ärzte, 138 Pflegekräfte und 186 Mitarbeiter in anderen Bereichen. Die Ärzte kommen vor allem aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Russland, während Pflegekräfte überwiegend aus Serbien, Indien, Italien, Kroatien und der Türkei stammen. Außerdem werden die Auszubildenden, die hauptsächlich aus Indien, Madagaskar, Tadschikistan und Nepal kommen, gezielt gefördert.
Der nationale Kontext des Fachkräftemangels
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist nicht nur ein lokales Problem, sondern betrifft ganz Deutschland. Der Sachverständigenrat Migration hebt in einem Bericht hervor, dass die Zahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland von 2010 bis 2020 auf das Zweieinhalbfache gestiegen ist. Der Bericht, zitiert von Ärzteblatt, unterstreicht die Notwendigkeit eingewanderter Fachkräfte, um einen Kollaps des Gesundheitswesens zu verhindern. Zum jetzigen Zeitpunkt haben 27,3 Prozent der Ärzteschaft einen Migrationshintergrund, was ca. 130.000 von insgesamt 410.000 Ärzten entspricht.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Der Sachverständigenrat fordert eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Anerkennungsverfahren sowie eine bessere Zusammenarbeit der zuständigen Stellen. Die Missstände in den Anerkennungsverfahren erschweren den Zugang ausländischer Fachkräfte erheblich und stehen in direktem Zusammenhang mit dem wachsenden Bedarf im Gesundheitssektor.
Herausforderungen und Lösungen im Gesundheitswesen
Ein Bericht von PwC beschreibt, dass angemessene Gehälter als wichtigster Anreiz für die Anwerbung in der Pflege gelten. 68 Prozent der potenziellen neuen Pflegekräfte nennen die Bezahlung als entscheidende Bedingung, um bis zur Rente in diesem Berufsfeld zu bleiben. Bessere Arbeitszeiten und eine verbesserte personelle Ausstattung stehen ebenfalls weit oben auf der Liste der Anreize, die notwendig sind, um die Branche über Wasser zu halten.
Die Kliniken Ostalb und andere Einrichtungen stehen somit vor der Herausforderung, sowohl die Integration der bestehenden ausländischen Fachkräfte zu fördern als auch die Rahmenbedingungen für zukünftige Fachkräfte zu verbessern. Eine flächendeckende Strategie zur Anwerbung und Integration könnte entscheidend sein, um die langfristige Versorgungsqualität im Gesundheitswesen zu sichern.