
Nach der jüngsten Bundestagswahl in Mecklenburg-Vorpommern steht das Land vor einer Reihe entscheidender Neuwahlen auf kommunaler Ebene. Am 11. Mai 2025 werden Landräte in vier Landkreisen gewählt: Vorpommern-Greifswald, Vorpommern-Rügen, Mecklenburgische Seenplatte sowie Ludwigslust-Parchim. Zusammen leben in diesen Regionen rund 57,58% der Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern. Der Ausgang dieser Wahlen könnte signifikante Auswirkungen auf die politische Landschaft im Bundesland haben, insbesondere durch die Ergebnisse der Bundestagswahl, bei der die AfD in allen Wahlkreisen sowohl bei den Erst- als auch Zweitstimmen gewann. Dies berichtet der Nordkurier.
Besonders auffällig war der Erfolg des AfD-Kandidaten Enrico Komning, der im Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II beeindruckende 45,2% der Erststimmen und 42,8% der Zweitstimmen erzielen konnte. Auch in westlichen Teilen von Mecklenburg-Vorpommern schnitt die AfD gut ab, z.B. mit 32,3% in Schwerin – Ludwigslust-Parchim I – Nordwestmecklenburg I. Politische Größen wie Dietmar Bartsch von der Linken und Philipp Amthor von der CDU konnten den Aufstieg der AfD nicht stoppen.
Wählerverhalten und Wahlsystem
Laut Politikwissenschaftlern könnte die AfD durch eine loyalen Wählerschaft von ihrem stärksten Ergebnis profitieren. Dr. Jochen Müller warnte jedoch vor der unerfahrenen Kandidatenfront der AfD. Werner Patzelt analysierte, dass die Unzufriedenheit der Bürger gegenüber etablierten Parteien einen wesentlichen Grund für den AfD-Erfolg darstellt. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die AfD bisher keinen Landrat in Mecklenburg-Vorpommern stellen konnte, während sie in Deutschland nur einen Landrat, Robert Sesselmann in Thüringen, stellt.
Die Wahlberechtigten haben für die kommenden Landratswahlen die Möglichkeit, an einem Verhältniswahlverfahren mit offenen Listen teilzunehmen, wie es auf der Webseite des Landtags Mecklenburg-Vorpommern erklärt wird. Wählende können bis zu drei Stimmen abgeben, wobei sie einzelne Bewerber kumulieren oder panaschieren können. Neu ist, dass die 5%-Sperrklausel für Parteien und Wählergruppen gestrichen wurde, wodurch die Stimmenverteilung sich vereinfachte.
Einfluss der Landräte und Wahlbeteiligung
Landräte in Mecklenburg-Vorpommern besitzen erheblichen Einfluss auf die lokale Verwaltung und erhalten ein Grundgehalt von 11.311,73 Euro, unter Berücksichtigung der B7-Einstufung. Bei der letzten Landratswahl im Jahr 2018 betrug die Wahlbeteiligung lediglich 32,3% in der Hauptwahl und 24,6% in der Stichwahl, während bei der Bundestagswahl in Vorpommern-Greifswald die Beteiligung zwischen 78 und 78,6% lag. Diese Diskrepanz könnte das Ergebnis der anstehenden Wahlen beeinflussen und hat bereits die politische Debatte über die Wählermotivation angeheizt.
In der kommenden Wahlperiode müssen die Bürger, die seit mindestens drei Monaten in Mecklenburg-Vorpommern wohnen, ab 18 Jahren ihre Stimme an die Kandidaten ihrer Wahl abgeben. Ein geheimes und unmittelbares Wahlverfahren garantiert, dass jeder Wähler die gleiche Anzahl Stimmen hat und diese unabhängig abgeben kann. Der Wahlkampf wird intensiv beobachtet, da die politischen Kräfte in dieser entscheiderischen Phase die Meinungen und Interessen der Bevölkerung berücksichtigen müssen, um ihre Position zu festigen oder auszubauen.
Die kommenden Monate werden somit entscheidend sein für die künftige politische Ausrichtung in Mecklenburg-Vorpommern. Die AfD zeigt sich optimistisch und stellt bereits vier Kandidaten auf, während andere Parteien versuchen, den sich abzeichnenden Trend zu kontern.