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Ärztemangel in Rottweil: Ausländische Medizinern wird die Zulassung verweigert!

Deutschland kämpft mit einem Ärztemangel: Über 900 Hausärzte fehlen. Eine türkische Ärztin wartet seit 18 Monaten auf ihre Approbation. Was sind die Gründe für die langen Wartezeiten?

In Deutschland stehen die Gesundheitsversorgung und der Ärztemangel auf der Kippe. Über 900 Hausärzte fehlen, und die langsame Zulassung ausländischer Fachkräfte verschärft dieses Problem zusätzlich. Im Kreis Rottweil wartet eine erfahrene türkische Ärztin, Mehtap Erdal, seit anderthalb Jahren auf ihre Approbation, die für die Ausübung ihres Berufs in Deutschland unerlässlich ist. Trotz ihrer 16-jährigen Berufserfahrung in der Türkei und einem erreichten Sprachniveau von C1 hat sie bis heute noch keine Genehmigung erhalten. Ihr Antrag auf Approbation wurde im Oktober 2023 eingereicht und vom Regierungspräsidium Stuttgart als vollständig bestätigt, doch die Bearbeitung zieht sich weiter hin. Normalerweise sollte die Zulassung vier Monate dauern, im Fall von Mehtap Erdal sind es bereits 18 Monate, die sie auf eine Entscheidung wartet, was auf bürokratische Hürden zurückzuführen ist, wie SWR berichtet.

Die langsamen Verfahren sind nicht nur für Mehtap Erdal ein Problem. Hausarzt Kai Mauch möchte eine weitere Ärztin einstellen, sieht sich jedoch mit denselben bürokratischen Hürden konfrontiert. Die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen in Bonn ist überlastet und trägt zu diesen langen Wartezeiten bei. Andrea Heyne vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärt, dass die Zahl der Zulassungsanträge in den letzten Jahren stetig angestiegen ist. Von 2023 bis heute ist die Situation weiter angespannt. Besonders in Baden-Württemberg gibt es mit 927 unbesetzten Hausarztsitzen einen Anstieg um 50% im Vergleich zu 620 im Jahr 2019, der die gesundheitliche Versorgungsquote in der Region gefährdet.

Bürokratische Hürden bei der Einreise

Der Anerkennungsprozess für ausländische Ärzte ist durch strenge Reglementierungen geprägt. Die Anträge müssen per Post eingereicht werden, und die Bearbeitung hängt von der örtlichen Zuständigkeit des Regierungspräsidiums Stuttgart ab. Insbesondere erhält, wer zuvor in einem anderen Bundesland angefragt hat, nur mit einer Stellenzusage in Baden-Württemberg die Chance auf ihre Approbation. Diese Zusage erfolgt unter dem Vorbehalt der Erteilung der Approbation. Vorläufige Abschlussbescheinigungen von Hochschulen sind nicht ausreichend, um die deutsche Approbation zu erhalten, wie aus den Informationen von rp.baden-wuerttemberg.de hervorgeht.

Im Jahr 2023 hatten bereits 64.000 Ärzte in Deutschland einen ausländischen Pass. Diese Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, dennoch bleibt der Ärztemangel ein drängendes Thema. Trotz der hohen Anzahl an Ärzten und einem guten Verhältnis von Ärzten zu Einwohnern prognostiziert das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) einen Mangel von 30.000 bis 50.000 Ärzten bis 2040. Mehr als jeder siebte Arzt in Deutschland hatte 2023 keine deutsche Staatsangehörigkeit, was einen Höchststand darstellt, und stellt ein erhebliches Potenzial dar, das verborgen bleibt, solange bürokratische Hürden bestehen. Syrien und andere europäische Länder sind die Haupt-Herkunftsländer für ausländische Ärzte in Deutschland.

Optimierungspotenziale und Strategien zur Bekämpfung des Ärztemangels

Die Bundesregierung plant, im Herbst 2024 über Regelungen zur Integration ausländischer Ärzte zu beraten. Vorschläge zur Verbesserung der Verfahren umfassen die Digitalisierung der Antragseinreichung und eine mündliche Kenntnisprüfung. Experten sind sich einig, dass Deutschland den Ärztemangel nicht auf Kosten anderer Länder bekämpfen sollte. Um langfristig die Anzahl der Ärzte zu erhöhen, könnten die Zulassungsbedingungen für das Medizinstudium vereinfacht und die Arbeitsbedingungen für niedergelassene Ärzte verbessert werden. Der Umgang mit der alternden Bevölkerung und der Sicherstellung familienfreundlicher Arbeitszeiten erfordern eine revidierte Strategie für das Gesundheitssystem, wie deutschlandfunk.de anmerkt.

Während Mehtap Erdal weiterhin auf ihre Approbation wartet und ihre Kinder Bürgergeld beziehen, bleibt die Frage, wie lange diese bürokratischen Verfahren noch andauern werden, ehe Fachkräfte endlich die Möglichkeit erhalten, ihre wichtigen Aufgaben im deutschen Gesundheitssystem zu erfüllen. Der Ärztemangel wird nicht nur durch die Anträge aus dem Ausland verursacht; die tatsächlichen Anforderungen und die Anerkennung von Abschlüssen müssen ebenfalls dringend reformiert werden.

Referenz 1
www.swr.de
Referenz 2
rp.baden-wuerttemberg.de
Referenz 3
www.deutschlandfunk.de
Quellen gesamt
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