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3000 Rostocker zeigen Flagge gegen Rechtsextremismus und Gewalt!

Am 8. Februar demonstrierten etwa 3000 Menschen in Rostock gegen Rechtsradikalismus. Angeführt von „Rostock nazifrei“, forderten sie Demokratie und Solidarität nach einem Angriff auf eine Syrerin.

Am 8. Februar versammelten sich rund 3000 Menschen in der Rostocker Innenstadt, um ein starkes Zeichen gegen Rechts zu setzen. Unter dem Motto „Rostock steht zusammen – alle gegen Faschismus“ wurde die Demonstration vom Aktionsbündnis „Rostock nazifrei“ organisiert. Die Veranstaltung wurde durch bunte Banner und Forderungen wie „Hass ist keine Meinung, sondern ein Problem“ und „Demokratie verteidigen!“ geprägt. Der Anlass war eine brutale Attacke auf eine 36-jährige Syrerin in der Grubenstraße, die die Teilnehmer mobilisierte und die Dringlichkeit des Themas verdeutlichte.

Monique Tannbaum, Geschäftsführerin des Landesfrauenrats, kritisierte die Nutzung von Gewalttaten durch Rechtspopulisten zur Instrumentalisierung der Ängste in der Gesellschaft. „Wir müssen gemeinsam gegen solche Gewalt auftreten“, erklärte sie auf der Demonstration. Eckhard Brickenkamp von der Linken verband die Protestaktionen mit einem Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik, dessen Zustimmung durch CDU und AfD für Aufsehen sorgte. Dies wird als ein Tabubruch angesehen, da die CDU zuvor eine vermeintliche „Brandmauer“ zur AfD aufgebaut hatte.

Friedliche Proteste und Spannungen

Der Protestzug führte vom Neuen Markt zum Steintor und zurück und wurde von etwa 100 Polizeikräften begleitet. Die Veranstaltung verlief insgesamt friedlich, jedoch kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den Demonstranten und einer kleineren Gruppe von Gegendemonstranten am Rand. Am Rostocker Hauptbahnhof wurde ein Platzverweis gegen acht Personen ausgesprochen, die möglicherweise Störversuche planten. Johannes Beykirch vom Evangelischen Kinder- und Jugendwerk appellierte an die Teilnehmer, im Diskurs zu bleiben und die grundlegenden Werte der Gesellschaft zu verteidigen.

Diese aktuelle Demonstration reiht sich in eine lange Tradition des Antifaschismus in Deutschland ein, dessen Bedeutung und Funktion sich nach der Wiedervereinigung neu bewertet hat. Diese Bewegung ist nicht nur eine Reaktion auf gegenwärtige rechtsradikale Tendenzen, sondern auch eine historische Verankerung, die bis in die Zeit der DDR zurückreicht. Die antifaschistischen Kampagnen in der DDR hatten das Ziel, die Bundesrepublik Deutschland während des Kalten Krieges zu isolieren und auch eine destabilisierende Wirkung auf die parlamentarische Demokratie in Westdeutschland auszuüben. Die Ideologie des Antifaschismus hat sich seitdem weiterentwickelt.

Antifaschismus im Wandel

Nach 1989/90 schwand die marxistische Prägung des Antifaschismus in der breiten gesellschaftlichen Wahrnehmung. Dennoch blieb er ein wichtiges politisches Instrument. In den letzten Jahren wird Antifaschismus verstärkt defensiv zur Selbstrechtfertigung verwendet, um gegen den wachsenden Rechtsextremismus vorzugehen. Dies geschieht oft ohne tiefere theoretische Analyse, was die Diskussion über die Funktion und die Gründe des Antifaschismus in der heutigen Gesellschaft anheizt.

Antifaschismus wurde von verschiedenen politischen Kräften als integrative Ideologie genutzt, um sich gegen Faschismus und Rechtsextremismus zu positionieren. Dies zeigt auch die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Themen. Antifaschistische Demonstrationen sind nicht nur eine Antwort auf aktuelle Herausforderungen, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der fortdauernden Relevanz dieses politischen Kampfbegriffes. Der heutige Protest in Rostock unterstreicht diese Entwicklung, indem er den engagierten Zusammenhalt der Zivilgesellschaft gegen rechtsradikale Tendenzen sichtbar macht.

Referenz 1
www.ostsee-zeitung.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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