
Am 6. Februar 2025 jährt sich ein tragisches Ereignis in Berlin zum zwanzigsten Mal: der Mord an Hatun Sürücü. Diese Deutsch-Kurdin wurde am 7. Februar 2005 von ihrem jüngeren Bruder Ayhan in Berlin-Tempelhof erschossen. Das Verbrechen geschah nach einem Streit über ihren westlichen Lebensstil und wurde als „Ehrenmord“ klassifiziert, ein Begriff, der zunehmend gesellschaftlich umstritten ist. Hatun war zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt und hinterließ ihren fünfjährigen Sohn Can. Die Umstände ihres Todes werfen auch zwei Jahrzehnte nach der Tat Fragen zu Migrationshintergrund, Integration und Gewalt gegen Frauen in Deutschland auf.
Hatun Sürücü, geboren 1982, wuchs in einer kurdisch-türkischen Großfamilie auf und war bereits mit 16 Jahren in eine Zwangsehe geraten, aus der sie entfliehen konnte. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin begann sie ein selbstbestimmtes Leben, lebte in einem Wohnheim für minderjährige Mütter und machte eine Lehre als Elektroinstallateurin. Dies erhöhte jedoch den Druck auf sie innerhalb ihrer Familie, was schließlich in eskalierender Gewalt gipfelte. Ihr Bruder gab später an, den westlichen Lebensstil seiner Schwester verachtet zu haben.
Gedenken und gesellschaftliche Reaktionen
In Gedenken an Hatun Sürücü wird ihr Grab auf dem Landschaftsfriedhof Gatow, trotz der normalen Regelung zur Einwachsung nach 20 Jahren, weiterhin erhalten. Junge Frauen, hauptsächlich mit Migrationshintergrund, zeigen auf sozialen Medien wie TikTok Interesse an ihrem Andenken. Eine Gedenktafel am Tatort in Tempelhof, wo jährlich Kränze und Blumen niedergelegt werden, bietet einen Raum für Trauer und Reflexion.
In den letzten Jahren hat die Gesellschaft ein wachsendes Bewusstsein für Themen wie Zwangsheirats- und Ehrenmorde entwickelt. Terre des Femmes, eine Frauenrechtsorganisation, führt Präventionsarbeit in Schulen durch, um bedrohten Mädchen und Frauen zu helfen. Der Senat beschloss, eine Brücke in Neukölln nach Hatun Sürücü zu benennen, und seit 2013 wird der Hatun-Sürücü-Preis verliehen, um Projekte gegen Diskriminierung zu fördern.
Statistiken und aktuelle Entwicklungen
Die Brisanz des Themas „Ehrenmord“ bleibt auch heute bestehen. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 19 Taten als „Ehrenmorde“ klassifiziert, wobei 15 davon Frauen betrafen. Terre des Femmes fordert mehr Präventionsarbeit sowie eine bessere Ausbildung für Lehrkräfte und eine verlässliche Erfassung von Ehrenmorden. Laut einer Untersuchung des BKA aus 2011 wurde festgestellt, dass es eine unklare Anzahl von „Ehrenmorden“ in Deutschland gibt und dass die Thematik eng mit Diskussionen über die Integration von Migranten aus islamischen Ländern verknüpft ist.
Ayhan Sürücü, der 2005 zu neuneinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt wurde, wurde nach Verbüßung seiner Strafe in die Türkei abgeschoben. Während er und die beiden älteren Brüder, die aufgrund mangelnder Beweise freigesprochen wurden, einen Teil ihrer Strafe bereits verbüßt haben, bleibt das Vermächtnis von Hatun Sürücü als Warnung und Mahnung. Ihre Geschichte und die damit verbundenen gesellschaftlichen Diskurse sind auch heute noch von enormer Bedeutung und zeugen von der fortdauernden Notwendigkeit, gegen Gewalt an Frauen einzutreten.
Am 6. und 7. Februar 2024 sind in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Neukölln Gedenkveranstaltungen zum 20. Jahrestag des Mordes an Hatun Sürücü geplant. Hier soll ihrer gedacht und auf die laufenden Problematiken im Kontext von Ehre und Gewalt aufmerksam gemacht werden.
Zur weiteren Vertiefung der Thematik über die Integration von Migranten und die damit verbundenen Probleme in Deutschland lohnt sich ein Blick auf die detaillierten Analysen, die im Bericht des BKA ausgeführt werden.
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