
Ein 16-jähriger Jugendlicher aus Wuppertal steht seit heute vor der Jugendkammer des Landgerichts Wuppertal, wo ihm angelastet wird, einen Anschlag auf jüdische Einrichtungen geplant zu haben. Der Prozess begann mit der Verlesung der Anklage und wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, da der Angeklagte zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat minderjährig war. Der Jugendliche saß seit September 2024 in Untersuchungshaft und wird beschuldigt, sich zwischen Ende August und Anfang September 2024 in Messenger-Kommunikationen bereit erklärt zu haben, einen islamistisch motivierten Anschlag zu begehen.
Erste Hinweise auf den Jugendlichen kamen nach einem gewaltsamen Messeranschlag in Solingen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf hat jedoch betont, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Wuppertaler Jugendlichen und diesem Anschlag gibt.
Ermittlungen und Anklage
Die Auswertung des Handys des Angeklagten ergab einen dringenden Tatverdacht, der zur Erlassung eines Haftbefehls führte. Die Anklage lautet auf „Verabredung zu einem Mord“. Sollte der Jugendliche verurteilt werden, droht ihm eine Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren. Bislang hat das Gericht vier weitere Verhandlungstage angesetzt.
Die Radikalisierung Jugendlicher ist ein besorgniserregendes Phänomen, das durch soziale Netzwerke begünstigt wird. NRW-Innenminister Herbert Reul warnt vor einer zunehmenden Radikalisierung von Einzelpersonen, die häufig im „stillen Kämmerlein“ stattfindet. Besonders relevante Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube ziehen mit ihren „Gegenkultur“-Botschaften junge Menschen an. Islamistische Influencer nutzen Trends aus Gangster-Rap und Kampfsport, um Einfluss zu nehmen.
Aktuelle Entwicklungen in NRW
In Düsseldorf müssen derzeit drei weitere Jugendliche, darunter zwei Mädchen und ein Junge, sich wegen ihrer mutmaßlichen Pläne für islamistisch motivierte Terroranschläge verantworten. Im Juni 2024 wurde ein 15-Jähriger vom Kölner Landgericht zu vier Jahren Jugendstrafe verurteilt für einen geplanten LKW-Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt. Solche Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die wachsende Zahl an Anschlagsplänen durch minderjährige Verdächtige in Deutschland.
Der Verteidiger des Wuppertaler Jugendlicher hat die Gefahren sozialer Netzwerke für Kinder und Jugendliche hervorgehoben und auf die Tatsache verwiesen, dass immer mehr Jugendliche in relevante extremistische Strömungen hineingezogen werden. Diese Radikalisierungsprozesse wurden in verschiedenen Studien analysiert, wobei immer wieder festgestellt wird, dass die Biografien betroffenen Jugendlicher und ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Milieus entscheidend sind. Hintergrundögraftige Berichte und Studien behandeln die psychologischen Aspekte sowie die Einflussfaktoren, die junge Menschen in den Extremismus führen können, beispielsweise die Wahrnehmung, als Gefahr wahrgenommen zu werden oder eine losgelöste Identität zu verspüren.