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Langzeitarbeitslosigkeit: Warum die AfD für viele die letzte Wahl ist

Eine aktuelle Studie beleuchtet die Wahlmotive von langzeitarbeitslosen Menschen in Sachsen und Brandenburg. Desinteresse an Politik und soziale Ausgrenzung stärken das Vertrauen in extremistische Parteien.

In der politischen Landschaft Deutschlands hat die Wahlentscheidung von Arbeitslosen unter den Langzeitarbeitslosen an Bedeutung gewonnen. Eine aktuelle Studie des Evangelischen Fachverbands für Arbeit und soziale Integration sowie der Diakonie in Bayern zeigt, dass 41-43% der Arbeitslosen, die an den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg teilnahmen, sich für die Alternative für Deutschland (AfD) entschieden. Dies macht die AfD in beiden Bundesländern zur zweitstärksten Kraft. Diese Erkenntnisse wurden kürzlich in Nürnberg vorgestellt und basieren auf Interviews mit 70 Langzeitarbeitslosen, die ein besorgniserregendes Bild von ihrer sozialen und wirtschaftlichen Lage zeichnen.

Die Studie stellt die tiefen Frustrationen und das Gefühl der Ausgrenzung dar, das viele Langzeitarbeitslose empfinden. Der Studienleiter Franz Schultheis betont, dass die Befragten sich von Politik und Gesellschaft nicht ernst genommen fühlen. Sie sehen in der AfD eine Protestpartei, die ihre Ängste und Unsicherheiten anspricht, während sie gleichzeitig eine Abneigung gegen das bestehende System empfinden, insbesondere gegen Hartz IV. Schultheis fordert daher eine Rückkehr zu integrativen Ansätzen und mehr politische Nähe zur Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen. Die Interviews wurden „auf Augenhöhe“ mit den Betroffenen geführt, was die authentischen Beweggründe für ihre Wahlentscheidung unterstreicht.

Die Wurzeln der Unzufriedenheit

Langzeitarbeitslose reagieren besonders sensibel auf soziale Desintegration und bestehende Verteilungskämpfe. Diese Gruppen fühlen sich ausgeschlossen und sehen ihre Lebensqualität durch das Existenzminimum stark beeinträchtigt. „Das Existenzminimum ermöglicht keine menschenwürdige Existenz“, lautet eine zentrale Aussage, die von den Befragten gemacht wurde. Diese Ergebnisse spiegeln auch tiefere gesellschaftliche Trends wider, die von der Sozialwissenschaft beleuchtet werden.

So sind die individuellen Folgen der Langzeitarbeitslosigkeit gravierend. Studien zeigen, dass psychologische und gesundheitliche Probleme, gesellschaftliche Isolation und familiäre Spannungen häufig auftreten. Zudem berichten Langzeitarbeitslose über Schuldgefühle und Verarmung. Auch Angehörige leiden unter den Folgen, da Wohlstand, Selbstachtung und soziale Teilhabe beeinträchtigt werden. Die Arbeitslosigkeit ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung, sondern hat auch weitreichende soziale und psychische Konsequenzen.

Verbindung zu politischen Strömungen

Es ist deutlich, dass die unzureichenden politischen Reaktionen auf die Bedürfnisse der Langzeitarbeitslosen einem Wachstum populistischer Bewegungen Vorschub leisten können. Martin Tertelmann vom „Forum für Menschen am Rande“ warnt eindringlich vor den Gefahren, die damit verbunden sind. Die Demokratische Stabilität könnte ins Wanken geraten, wenn nicht adäquate Maßnahmen zur Integration dieser gesellschaftlichen Gruppe ergriffen werden. Zu den Forderungen der Langzeitarbeitslosen zählen mehr Redlichkeit und Bürgernähe seitens der Politiker sowie die Gründung einer Partei, die spezifisch ihre Interessen behandelt.

Auf makroökonomischer Ebene hat Arbeitslosigkeit hohe Kosten. Im Jahr 2014 beliefen sich die Gesamtfiskalkosten in Deutschland auf 56,7 Milliarden Euro. Diese Zahlen nehmen nicht die Folgekosten aktiver Arbeitsmarktpolitik in Betracht. Die Armutsrisikoquote der Arbeitslosen lag 2018 bei alarmierenden 57,4%, was nahezu viermal so hoch ist wie in der Gesamtbevölkerung, die nur 15,5% betrug.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation der Langzeitarbeitslosen in Deutschland sowohl eine wirtschaftliche als auch eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt. Das Vertrauen in die Politik schwindet, was nicht nur die Wählerentscheidungen beeinflusst, sondern auch die Stabilität des demokratischen Systems gefährden kann. Die Ansprüche, die aus der Studie hervorgehen, deuten auf einen dringenden Handlungsbedarf im Bereich der sozialen Integrationspolitik hin.

Referenz 1
www.pnp.de
Referenz 2
www.sueddeutsche.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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