
Die Universitätsstiftung Münster hat am 11. April 2025 zwei bemerkenswerte bürgerwissenschaftliche Projekte mit dem Citizen-Science-Preis 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand in der Studiobühne der Universität statt und wurde von Prof. Dr. Norbert Köster geleitet. Jedes der ausgezeichneten Projekte erhält eine finanzielle Unterstützung von 7.500 Euro.
Die ausgezeichneten Projekte stammen aus den Bereichen Anglistik und Kulturanthropologie und befassen sich mit bedeutenden Fragestellungen zu Herkunft und Zugehörigkeit.
Ausgezeichnete Projekte
Das erste Projekt mit dem Titel „Homes|Heimat: Postkolonialismus, Narrative, Fotografie“ wird von Yash Gupta, einem Anglistik-Studenten, geleitet. Es untersucht postkoloniale Migrationsgeschichten von Studierenden und verfolgt das Ziel, die imperialen Wurzeln der Stadt Münster mit den persönlichen Erfahrungen der Studierenden zu verknüpfen. Zudem sind die Studierenden sowohl Befragte als auch Co-Kuratoren des Projekts, was deren aktive Rolle unterstreicht. Eine begleitende Ausstellung wird vom 14. bis 17. April im Foyer des Schlosses zu sehen sein.
Das zweite ausgezeichnete Projekt trägt den Titel „Erzählen Deine Gene Dir Deine Geschichte?! DNA-Tests als Waren und populäres Vergnügen“. Es beschäftigt sich mit der Nutzung von frei verkäuflichen DNA-Analysen in Deutschland und zielt darauf ab, den alltäglichen Gebrauch und die Motive hinter der Nutzung genetischer Analysen zu dokumentieren. Geplant sind 20 ethnografisch-qualitative Interviews, deren Ergebnisse auf der Projekthomepage, in GenWiki und in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht werden sollen.
Bürgerwissenschaft als neuer Ansatz
Die Universität Münster fördert aktiv die Einbeziehung der Bürger in wissenschaftliche Prozesse. Die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) unterstützt und erweitert die Bürgerwissenschaften. Seit 2020 wird jährlich ein Wettbewerb zur Auszeichnung herausragender Projekte im Bereich der Citizen Science durchgeführt. Diese Initiativen stehen im Einklang mit den wachsenden Anforderungen, die die moderne Informationsgesellschaft an die Wissenschaft stellt.
Die Herausforderungen für die Wissenschaft hinsichtlich der Vermittlung von Forschungsergebnissen sind enorm. Die Leibniz-Gemeinschaft weist darauf hin, dass durch das Internet und die Vernetzung von Personen, Objekten und Nachrichten eine Informations- und Wissensumwelt geschaffen wurde, in der Bürger lernen müssen, kompetent mit einer Vielzahl an Informationen umzugehen. Formale Bildungsstätten wie Schulen und Hochschulen sind gefordert, interaktive Lernformen zu integrieren.
Citizen Science eröffnet Bürgern den Zugang zu wissenschaftlicher Mitwirkung, indem sie Naturphänomene beobachten, dokumentieren und an Forschungsprozessen teilnehmen können. Neue Technologien wie Smartphone-Apps erweitern die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Diese Angebote sind nicht nur wertvoll für die Wissenschaft, sondern fördern auch das Verständnis der Bürger für wissenschaftliche Prozesse und erhöhen die Qualität von Informationen.
Jedoch bleibt unklar, inwieweit Citizen Science das Bild der Wissenschaft bei den Bürgern positiv verändert oder möglicherweise trivialisiert. Die Leibniz-Gemeinschaft hat sich der Aufgabe verschrieben, empirisch zu untersuchen, was Citizen Science leisten kann, um die Erwartungen an die Bürgerwissenschaft kritisch zu überprüfen.