
Am 9. April 2025 fand an der Universität Vechta die Antrittsvorlesung von Prof.in Dr.in Raphaela Porsch statt, die unter dem Titel „Quo vadis Lehrer*innenbildung in Deutschland?“ eine umfängliche Analyse der aktuellen Situation der Lehrerbildung in Deutschland präsentierte. Porsch, die den Lehrstuhl für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik inne hat, konzentrierte sich dabei auf die Systematisierung der unterschiedlichen Modelle zur Lehrer*innenbildung in den Bundesländern.
Die Vorlesung, die Teil einer Tradition an der Universität Vechta ist, stellte die Schlüsselfunktion von Porsch in der Lehrkräftebildung heraus. Ihre Kollegin, Prof.in Dr.in Corinna Onnen, hob in ihrem Eingangsstatement die Bedeutung der Veranstaltung und Porschs Expertise hervor. In Deutschland erfolgt die Lehrer*innenbildung in einem dreiphasigen Modell, das Studium, schulpraktischen Vorbereitungsdienst und lebenslange Fort- und Weiterbildung umfasst, wie Fachportal Pädagogik erläutert.
Vielfalt und Herausforderungen der Lehrer*innenbildung
Die Analyse von Porsch verdeutlichte die Unterschiede in der Lehrer*innenbildung zwischen den einzelnen Bundesländern. In insgesamt sieben Bundesländern wird ein Staatsexamen nach dem Studium angeboten, während elf Bundesländer Bachelor- und Masterstudiengänge für angehende Lehrkräfte implementiert haben. Darüber hinaus bieten zwei Bundesländer beide Optionen an.
Porsch wies darauf hin, dass die Ausbildungstypen variieren; diese reichen von Lehramt für die Primarstufe über die Sekundarstufen I und II bis hin zur Sonderpädagogik. In sechs Bundesländern existiert das Stufenlehramt, welches angehende Lehrkräfte speziell für die Sekundarstufen ausbildet. Die Alternativen zur klassischen Lehrkräftequalifizierung, wie Quereinstieg und Seiteneinstieg, wurden ebenfalls eingehend analysiert.
Systematische Evaluation als Schlüssel zur Verbesserung
Ein zentrales Anliegen der Vorlesung war die Warnung vor der zunehmenden Heterogenität der Lehramtsprogramme und dem Mangel an Evaluationen. Die wesentlichen Fragen, die sich daraus ergeben, betreffen die professionellen Handlungskompetenzen sowie die erforderlichen Merkmale für die unterschiedlichen Lehrkräftegruppen. Porsch diskutierte auch den Bedarf an Stufenlehramt oder spezifischen schulartspezifischen Ausbildungen und die bestehenden Herausforderungen bezüglich der Mobilität zwischen den Bundesländern.
In ihren Vorschlägen zur Verbesserung der Lehrer*innenbildung forderte Porsch die Einstellung der bestehenden Seiteneinstiegsprogramme und die Einführung von Quereinstiegsmöglichkeiten über ein Fachmasterstudium mit verkürztem Referendariat. Die Implementierung von Evaluationen für alle Programme sowie die Verpflichtung zur Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte in allen Bundesländern wurden als essenzielle Schritte hervorgehoben.
Die Diskussion um eine gemeinsame Basiskultur in der Lehrer*innenbildung, das Verständnis für den Lehrerberuf und die damit verbundenen Kompetenzen sind weitere Schwerpunkte, die Porsch ansprach. Zudem thematisierte sie die gegenwärtigen Probleme, darunter den Fachlehrermangel und das vermehrt fachfremde Unterrichten an Schulen.
Die Antrittsvorlesung von Prof.in Dr.in Raphaela Porsch stellt einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Lehrer*innenbildung in Deutschland dar und fordert eine grundlegende Auseinandersetzung mit den bestehenden Modellen sowie deren Weiterentwicklung, um den Herausforderungen von morgen gerecht zu werden.