
Der Dresdner Verein „Lebendiger Leben“ hat seit fast zwei Jahren eine Beratungsstelle in Döbeln etabliert, die sich auf die Förderung der Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung konzentriert. Diese Initiative zielt darauf ab, die Teilhabe der Betroffenen am gesellschaftlichen Leben zu verbessern. Leila Kölbl und zwei Mitarbeiterinnen stehen den Klienten zur Seite, die sowohl Eltern als auch Menschen mit Behinderung selbst sind. Die Förderung einer inklusiven Gesellschaft wird als Grundpfeiler angesehen, um Barrieren abzubauen, die Menschen mit Behinderung im Alltag begegnen.
Die Beratungsstelle hat sich als wertvoller Anlaufpunkt erwiesen. Ein Beispiel ist eine Mutter, die für ihre psychisch erkrankte Tochter einen Wohnheimplatz mit Sonderbedarf suchte. Zudem werden Menschen unterstützt, die selbstständig leben möchten, wobei sie oft auf erhebliche Hürden stoßen, besonders im ländlichen Raum. Dort sind die Barrieren nicht nur infrastrukturell, sondern auch in den Köpfen der Menschen stark ausgeprägt.
Herausforderungen im ländlichen Raum
Der ländliche Raum weist im Vergleich zu städtischen Gebieten gravierende Unterschiede auf, die die Integration von Menschen mit Behinderung erschweren. Die Rathäuser dort sind häufig weniger proaktiv bei der Bekanntmachung von Hilfsangeboten. Zu den Herausforderungen zählen zudem alltägliche Barrieren wie fehlende Untertitel im Fernsehen, unzureichende Brailleschrift und nicht barrierefreie Websites.
Die Mobilität stellt ein zentrales Problem dar; viele öffentliche Verkehrsmittel sind nicht für alle zugänglich. Antragsverfahren sind oft kompliziert, und die Unterstützung durch Mitarbeiter in Ämtern variiert stark. Die Schwierigkeiten, die Menschen mit Behinderung bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt haben, sind ebenfalls dramatisch. Vor allem Frauen mit Behinderung erleben eine erhöhte Anfälligkeit für Gewalt, da viele Frauenschutzhäuser nicht barrierefrei sind.
Am 5. Mai wird der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen stattfinden, der darauf abzielt, öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Themen zu lenken.
Inklusion und Teilhabe
Inklusion ist ein Begriff, der als gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben verstanden wird. Dabei ist es essenziell, dass sich gesellschaftliche Institutionen, wie das Bildungssystem und der Arbeitsmarkt, öffnen und an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) von 2006 fördert dieses Prinzip, das Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen soll. Der Abbau institutioneller, räumlicher und sozialer Barrieren ist notwendig, um echte Inklusion zu erreichen, wie die bpb erläutert.
Die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist jedoch mangelhaft, wie empirische Studien zeigen. Der Dritte Teilhabebericht dokumentiert, dass Menschen mit Behinderungen in vielen Lebensbereichen geringere Teilhabe und eine höhere Arbeitslosenquote aufweisen. Die Einkommensverhältnisse sind oft unzureichend, da sie von niedrigeren Erwerbsquoten geprägt sind und 11,5 % der Menschen mit Schwerbehinderung arbeitslos sind, während die Quote in der Gesamtbevölkerung bei 7 % liegt.
Die Herausforderungen für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben sind mannigfaltig. Die Ursachen liegen unter anderem in psychischen Belastungen, Stigmatisierung und Mobilitätseinschränkungen. Zudem haben Arbeitgeber oft Vorbehalte gegenüber der Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung. Das führt dazu, dass gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Erwerbsteilhabe dringend erforderlich sind.
Die Beratungsstelle in Döbeln, die unter der Adresse Ritterstraße 37, 04720 Döbeln zu finden ist, bietet kostenfreie Beratungen an, um den Betroffenen professionelle Unterstützung zu bieten. Für weitere Informationen können Interessierte die Beratungsstelle telefonisch unter 03431 5917729 oder mobil unter 0179 2635969 kontaktieren oder eine E-Mail an eutb-mittelsachsen@lebendiger-leben-ev.de senden.