
Chinas Wirtschaft sieht sich derzeit erheblichen Herausforderungen gegenüber, da der Deflationsdruck weiter zunimmt. Im März 2025 sanken die Verbraucherpreise um 0,1 Punkte im Vergleich zum Vorjahresmonat, obwohl Analysten keinerlei Preisveränderung prognostiziert hatten. Dies ist der stärkste Rückgang der Verbraucherpreise im Land seit über 14 Jahren. Die Entwicklung wird von Experten wie Lynn Song von der ING-Bank als besorgniserregend eingestuft, da der Index die Null-Grenze nicht überschreitet und die Marktbedingungen somit angespannt bleiben.
Auch die Erzeugerpreise erlebten einen Rückgang von 2,5 Prozent und sinken mittlerweile kontinuierlich seit 16 Monaten. Solche wirtschaftlichen Indikatoren verdeutlichen das signifikante Risiko einer anhaltenden Deflation in China, die von einer Vielzahl von Problemen angeheizt wird. Dazu zählen die anhaltende Immobilienkrise, der Rückgang des Aktienmarktes, der Verlust des Investorenvertrauens sowie eine schwache Exportleistung und reduzierte Verbrauchernachfrage. Insbesondere die niedrige Inlandsnachfrage bleibt ein zentrales Problem für die chinesische Wirtschaft.
Regierungsmaßnahmen zur Stimulierung des Konsums
Um der geringen Kauflaune entgegenzuwirken, hat die Regierung bereits Maßnahmen ergriffen, darunter Eintauschprogramme für alte Geräte und Autos, die potenziell den Konsum ankurbeln sollen. Experten bezweifeln jedoch, dass diese Initiativen signifikant zur Erhöhung des Preisniveaus beitragen können, da sie den Konsum hauptsächlich mit Rabatten subventionieren, was letztlich die Deflation weiter anheizen könnte.
Zusätzlich könnten steigende Zölle als Anreiz für eine Lockerung der Geldpolitik der chinesischen Volksbank genutzt werden. Indes erwarten Analysten einen kurzfristigen Preisanstieg aufgrund von saisonalen Nachfrageeffekten, wie sie etwa während des Neujahrsfestes vorkommen. Solche vorübergehenden Erhöhungen werden jedoch nicht ausreichen, um die grundlegenden wirtschaftlichen Probleme Chinas zu lösen, die durch ein Überangebot und unzureichende Nachfrage geprägt sind.
Globale Auswirkungen der chinesischen Deflation
Die Deflation in China hat auch weitreichende Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Nach Schätzungen der Bank J.P. Morgan wird die Deflation in China dazu führen, dass die Kernwaren-Inflation außerhalb Chinas um 70 Basispunkte im zweiten Halbjahr 2023 sinkt. Der Rückgang der Importpreise für Handelsstaaten ist eine direkte Folge des sinkenden Preisniveaus in China, das seit den Lockdowns 2021 und 2022 zusätzliche Überversorgung generiert hat.
In den Monaten vor Juli 2025 sind die Exportpreise Chinas um 18 Prozent gesunken, da Anbieter ihre Preise gesenkt haben, um die Nachfrage zu stimulieren. Diese Situation könnte notgedrungen zu einem Zustrom preiswerter Importe führen, während China weiterhin internationale Käufer sucht. Damit entstehen potenzielle Vorteile für Importländer, die von niedrigeren Preisen profitieren könnten, allerdings birgt dieses Szenario auch umfassendere wirtschaftliche Herausforderungen.
Die Währungsabwertung des Yuan verschärft zudem den disinflationären Effekt auf die globalen Importpreise. Rund zwei Drittel des Handels Chinas erfolgt in US-Dollar, was bedeutet, dass die Aufwertung anderer Währungen gegenüber dem Yuan die Importpreise in lokalen Währungen, insbesondere in Lateinamerika und Europa, weiter senkt. Aufgrund der guten nachfrageseitigen Bedingungen könnte sich die allgemeine Situation in China auf die wirtschaftliche Gesamtlage vieler Länder auswirken.
Die Herausforderungen, vor denen Chinas Wirtschaft steht, sind sowohl internal bedingt als auch global vernetzt. Die notwendige Lösung dieser Probleme könnte sowohl für die Stabilität der chinesischen Wirtschaft als auch für die weltweite wirtschaftliche Erholung von entscheidender Bedeutung sein.