
Am 8. April 2025 nehmen Forscher an der Universität Regensburg ungenügend erkannte Herausforderungen im Bereich der Teilhabe für Personen in prekären Lebenssituationen, insbesondere alleinerziehenden Eltern in Nachtschichtjobs, unter die Lupe. Diese Gruppe ist häufig am Stadtrand ansässig und sieht sich mit grundlegenden Bedürfnissen konfrontiert, die für ihre Teilhabe entscheidend sind: Zugang zu Bus und Bahn, Kinderversorgung, Unterstützung in der Care-Arbeit, Einkommen und Wohnraum sind laut blog.uni-regensburg.de essentielle Anforderungen. Ein Team von Studierenden sammelte Erkenntnisse durch Interviews mit Experten, deren Gespräche auf Video festgehalten wurden.
Die Auswertung dieser Interviews zeigte, dass der Begriff Solidarität oft nicht bewusst wahrgenommen oder aktiv genutzt wird. Hierbei entstanden Forschungsfragen zur Manifestation von Solidarität im Wohnbereich, den Einfluss von Lebenswelten und Alltagsinfrastrukturen auf solidarische Praktiken sowie die wichtigen Akteure und Netzwerke, die damit verbunden sind. Daneben wurden auch räumliche Interventionen in einigen Fällen betrachtet.
Gender und Mobilität
Ein weiterer relevanter Aspekt ist der Einfluss von Gender auf Mobilität und Care-Arbeit. Frauen bewegen sich anders durch urbanisierte Räume als Männer, was durch gesellschaftliche Erwartungen geprägt ist. Der Gender Equality Index des Europäischen Instituts für Geschlechtergleichstellung belegt, dass Frauen in Deutschland signifikant mehr Zeit mit unbezahlter Sorgearbeit verbringen als ihre männlichen Mitbürger. In heterosexuellen Haushalten mit Kindern leisten Frauen im Durchschnitt 83% mehr Care-Arbeit als Männer, was direkt das Mobilitätsverhalten der Frauen beeinflusst, wie urban-policy.com berichtet.
Ein zentrales Mobilitätsmuster unter Frauen ist die Wegeverkettung, bekannt als „Trip-Chaining“. Dabei kombinieren Frauen verschiedene kurze Wege, oft unter Nutzung mehrerer Verkehrsmittel, darunter Bus, Bahn, Fahrrad und Fußwege. Während Frauen den öffentlichen Nahverkehr häufiger nutzen, ist die Infrastruktur jedoch oft nicht auf ihre spezifischen Bedürfnisse ausgelegt. Aspekte wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Flexibilität sind für sie von großer Bedeutung.
Infrastruktur und Planung
Die gegenwärtige Verkehrsinfrastruktur ist vor allem auf typische männliche Mobilitätsmuster optimiert, was bedeutet, dass lineare Pendelstrecken im Fokus stehen. Männer nutzen häufiger das Auto, vor allem für längere und direkte Wege. In ländlichen Gegenden ist das Auto oftmals alternativlos, bedingt durch einen mangelhaften öffentlichen Nahverkehr.
Da Frauen auch in ländlichen Gebieten einen Großteil der Care-Arbeit leisten, wird eine flexible Mobilität benötigt. Dies erfordert eine gendergerechte Verkehrsplanung, die multimodale Verkehrslösungen sowie barrierefreie Infrastrukturen berücksichtigt. Vorschläge beinhalten auch die Notwendigkeit für flexible und bezahlbare Angebote im öffentlichen Nahverkehr sowie gezielte Sharing-Optionen für Menschen mit Care-Verantwortung. Darüber hinaus ist der Ausbau sicherer Rad- und Fußwege in Wohngebieten essenziell, um den Bedürfnissen derjenigen, die Care-Arbeit verrichten, gerecht zu werden.
Somit stehen die Themen der Teilhabe, Care-Arbeit und Mobilität in direkter Verbindung und verlangen nach einer umfassenden Berücksichtigung der Perspektiven der Betroffenen während der Planungsprozesse urbaner Entwicklungen.