
In der Welt der sozialen Medien erfreuen sich Hormon-Coaches, wie Timo Schümann, einer immer größeren Beliebtheit. Schümann, der auf TikTok als „Frauen-Hormon-Coach“ bekannt ist, hat bereits über 63.000 Follower. Sein Angebot umfasst eine kostenlose Hormon-Analyse über die Plattform „Hormon Balance+“, die mehr als 80 Symptome abfragt. Diese Analyse basiert auf der „patentierten Endomatrix-Methode“, die aus einer Kombination von Fragebögen und Messungen von Hautfalten und Fettverteilung besteht. Der Erfinder dieser Methode, Robert Otmar, hat bisher rund 3000 Personen zu Hormon-Coaches ausgebildet.
Während Schümann und Otmar eine Vielzahl hormoneller Beschwerden ansprechen, warnt Alexander Mann, Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie, vor der Verwendung der Endomatrix-Methode. Mann bezeichnet diese als nicht wissenschaftlich fundiert und sieht sie eher als Lifestyle-Maßnahme denn als medizinische Diagnose. Besondere Bedenken hat er hinsichtlich der falschen Erwartungen, die möglicherweise geweckt werden, vor allem bei der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen. Zudem hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie jüngst vor Hormon-Selbsttests für zu Hause gewarnt, da die Qualität der Laborergebnisse oft nicht überprüfbar sei.
Hormonelles Ungleichgewicht und persönliche Herausforderungen
Eine weitere interessante Figur im Bereich Hormon-Coaching ist Verena, eine qualifizierte Hormon-Coachin, die ihre Ausbildung bei Twinergy absolviert hat. Sie selbst hatte mit einem hormonellen Ungleichgewicht zu kämpfen, das nach dem Absetzen der Pille und einer strengen Wettkampfdiät auftrat. Ärzte informierten sie, dass es möglich sei, dass sie keine Kinder bekommen könne, was für sie ein entscheidender Wendepunkt war. Dieser Rückschlag motivierte sie, die Kontrolle über ihre Gesundheit zu übernehmen.
Durch ihre Ausbildung konnte Verena nicht nur ihre eigenen gesundheitlichen Herausforderungen bewältigen, sondern hilft nun auch anderen Frauen, ihre Hormone besser zu verstehen und ein harmonisches Gleichgewicht zu erreichen. Ihr Ziel ist es, Frauen zu befähigen, sich ihrer inneren sowie äußeren Stärke bewusst zu werden.
Fokus auf hormonelle Gesundheit
Die Komplexität hormoneller Störungen wird auch am 15. Mai 2023 hervorgehoben, wenn der 2. European Hormone Day unter dem Motto „Because Hormones Matter“ stattfindet. Veranstalter sind renommierte Gesellschaften, darunter die European Society of Endocrinology und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie. An diesem Tag wird die Bedeutung von Hormonen für die Gesundheit und das Wohlbefinden in den Fokus gerückt. Professor Dr. med. Stephan Petersenn betont, dass Hormone wesentliche Aspekte wie Wachstum, Entwicklung, Nahrungsverwertung und sogar Emotionen steuern.
Hormonstörungen können zu ernsten Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen und Unfruchtbarkeit führen. Auch Krebs ist mit hormonellen Fehlsteuerungen verbunden. Viele endokrine Krankheiten sind behandelbar oder können durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden. In diesem Zusammenhang wurde die Milano Declaration veröffentlicht, die politische Forderungen zur Förderung der hormonellen Gesundheit enthält.
Die ersten Empfehlungen zur Verbesserung der Hormongesundheit beinhalten:
- Körperliche Aktivität
- Vollwertige, vitaminreiche Ernährung ohne stark vorverarbeitete Nahrungsmittel
- Regelmäßiger Schlaf von mindestens sieben Stunden
Zusätzlich wird geraten, auf mögliche hormonelle Mangelzustände zu achten, etwa durch die Zufuhr von Vitamin D, Jod und Kalzium. Zudem sollten Produkte gekauft werden, die frei von schädlichen Chemikalien wie Phthalaten und Parabenen sind. Auf Frühsymptome von hormonellen Störungen, wie unerklärliche Gewichtsschwankungen oder Menstruationsunregelmäßigkeiten, sollte stets geachtet werden, wobei bei Symptomen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte.
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst stetig, und Schümann plant, über seinen integrierten Shop Heilkräuter und Nahrungsergänzungsmittel anzubieten, die er als „i-Tüpfelchen“ für die hormonelle Gesundheit bezeichnet. In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es umso wichtiger, dass Verbraucher gut informiert sind und die Qualifikation der Anbieter kritisch hinterfragen.
Obwohl Hormon-Coaches wie Timo Schümann und Robert Otmar viele Frauen ansprechen, bleibt die Frage, wie wissenschaftlich fundiert ihre Ansätze tatsächlich sind. Die Bedürfnisse und Herausforderungen der Betroffenen stehen jedoch im Vordergrund, und es bleibt zu hoffen, dass informierte Entscheidungen getroffen werden können, die zu einer besseren hormonellen Gesundheit führen.