
Am 8. April 2025 kündigte Präsident Donald Trump umfassende Zölle auf mehr als 180 Handelspartner der Vereinigten Staaten an. Diese Zölle sollen als „gegenseitige Zölle“ fungieren, um Länder zu bestrafen, die hohe Abgaben auf US-Importe erheben. Das Hauptziel dieser Maßnahme ist es, das globale Handelsungleichgewicht zu rebalancieren. Die USA haben derzeit das größte Handelsdefizit weltweit, das 2023 bei 1,1 Billionen USD lag, was bedeutet, dass die Importkosten die Exporte um diesen Betrag überstieg.
Die Zölle betreffen nicht nur große Handelsnationen, sondern auch dünn besiedelte Inselstaaten mit minimalem Handelsvolumen. Trump stellte eine neuartige Formel zur Berechnung der Zölle vor, die nicht auf den bestehenden Zöllen anderer Länder basiert. Diese Formel berücksichtigt das Handelsdefizit im Verhältnis zu den Gesamteinfuhren eines Landes. Zum Beispiel führte das Handelsdefizit mit China im Jahr 2024 von 295 Milliarden USD bei Gesamteinfuhren von 439 Milliarden USD zu einem Zollsatz von 34 %.
Die Auswirkungen auf weniger bevölkerte Regionen
Einige der ungewöhnlichsten Zölle betreffen unbewohnte oder wenig bewohnte Inseln. Dazu gehören:
- Heard Island und McDonald Islands: 10 % Zölle, 2022 Importe von 1,4 Millionen USD, kein Handel 2024.
- Norfolk Island: 29 % Zölle, 2022 Importe von 273.000 USD, Handelsdefizit von 100.000 USD 2024.
- Cocos Islands: 10 % Zölle, 544 Einwohner, Handelsüberschuss von 1,5 Millionen USD 2024.
- Christmas Island: 10 % Zölle, 1.692 Einwohner, Handelsüberschuss von 400.000 USD 2024.
- Tokelau: 10 % Zölle, 2.600 Einwohner, Handelsüberschuss von 100.000 USD 2024.
- Reunion: 37 % Zölle, 882.000 Einwohner, Handelsdefizit von 32,2 Millionen USD 2024.
- British Indian Ocean Territory: 10 % Zölle, keine ständige Bevölkerung, Handelsdefizit von 5 Millionen USD 2024.
Dazu hat Trump Zölle auf Länder mit Handelsüberschuss erhoben, darunter Australien, das Vereinigte Königreich und die Niederlande. Australien wird mit 10 % und die Niederlande mit 20 % Zöllen belastet, während das Vereinigte Königreich ebenfalls 10 % zur Last gelegt werden.
Die Verhandlungen über die neuen Zölle
Mehr als 50 Länder haben bereits Kontakt zu den USA aufgenommen, um über die neuen Zölle zu verhandeln. Allerdings bleibt unklar, ob die USA bereit sind, solche Verhandlungen zu führen, da die Zölle nicht unbedingt als wechselseitig betrachtet werden können. Experten argumentieren, dass die angelegten Zölle eher eine Machtdemonstration darstellen und weniger mathematische Präzision widerspiegeln. Trumps Ziel könnte es sein, die US-Industrie zu reindustrialisieren und Arbeitsplätze zu schaffen, was in einem Land, das in den letzten Jahrzehnten mit dem Verlust von über 6,6 Millionen Arbeitsplätzen in der Fertigung konfrontiert ist, von Bedeutung sein könnte.
Laut dem Handelsministerium der USA sind anhaltende Handelsdefizite oft das Ergebnis von tariflichen und nicht-tariflichen Faktoren, die den Handelsausgleich verhindern. Einige der Hauptursachen für Handelsdefizite sind regulatorische Barrieren, Unterschiede bei der Verbrauchssteuer, sowie Währungsmanipulation und hohe Produktionskosten.
In der breiteren wirtschaftlichen Perspektive können Handelsdefizite ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke oder, in anderen Fällen, Anzeichen von Komparativen Nachteilen in bestimmten Bereichen sein. Politische Maßnahmen zur Bewältigung dieser Defizite können von Währungsabwertung bis zu neuen Handelsabkommen reichen. Allerdings könnte der Einsatz von Zöllen, wie wir sie derzeit erleben, auch zu Handelskonflikten führen, die der globalen Wirtschaft schaden könnten.
Vor diesem Hintergrund sind die Auswirkungen der neu eingeführten Zölle auf die US-Wirtschaft und den globalen Handel noch ungewiss und werden sicherlich weiterhin Gegenstand intensiver Diskussionen sein.
Für weitergehende Informationen zu den Auswirkungen von Handelsdefiziten auf die Wirtschaft verweisen wir auf die Ausführungen zu diesem Thema bei Faster Capital und die Insights von USTR über die Berechnung von Zöllen.
Mehr Details über die aktuellen Entwicklungen finden Sie auch in dem Bericht von Al Jazeera.