
In Deutschland trinken viele Menschen täglich Kaffee, das nach Wasser beliebteste Getränk im Land. Laut dem Deutschen Kaffeeverband begann der Pro-Kopf-Verbrauch im Vorjahr, der bei etwa 163 Litern lag, zuletzt jedoch stark im Preis zu steigen. Aktuell beträgt der Börsenpreis für Rohkaffee 3,42 Euro pro Pfund, was einem dramatischen Anstieg von 90,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass im Lebensmitteleinzelhandel bereits einige Kaffeesorten mehr als zehn Euro pro Pfund kosten. Vor drei Jahren lag der Preis noch bei knapp vier Euro pro Pfund, was die signifikante Preissteigerung deutlich macht, berichtet op-online.de.
Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig. Experten wie Arthur Darboven, ein Rohkaffeehändler, machen den Klimawandel verantwortlich. Er berichtet, dass Dürreperioden und heftige Regenfälle die Qualität der Ernten beeinträchtigen. Diese extremen Wetterbedingungen reduzieren die Größe der Kaffeebohnen und sorgen für eine sinkende Produktivität auf den Plantagen. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Rohkaffee stetig. So haben sich die Preise für Arabica-Rohkaffee in den letzten zwölf Monaten um etwa 115 Prozent erhöht, während Robusta-Rohkaffee mit einem Anstieg von etwa 100 Prozent ebenfalls stark verteuert wurde. Das Angebot kann mit dieser Nachfrage nicht Schritt halten, was die Preise weiter in die Höhe treibt.
Kaffee als Luxusgut
Eine Umfrage des ARD-Verbrauchermagazins „Marktcheck“ zeigt, dass etwa ein Viertel der Deutschen bereits aufgrund der hohen Preise weniger Kaffee konsumiert. Neun Prozent der Befragten haben ihren Konsum sogar deutlich eingeschränkt. Prognosen deuten darauf hin, dass bei weiter steigenden Preisen noch mehr Menschen beginnen könnten, ihren Kaffeekonsum überdenken zu müssen. Die Branche steht unter Druck, insbesondere da Kaffeekapseln und -pads seit 2020 etwa 25 Prozent teurer geworden sind und auch der Preis für Bohnenkaffee um 20 Prozent gestiegen ist, wie swr.de berichtet.
Die Preiserhöhungen sind auch in den größten Kaffee-Exportländern spürbar. Brasilien und Vietnam haben in den letzten Jahren wiederholt Dürre und Starkregen erlebt, was zu Ernteausfällen führte. Bis zum Jahr 2025 wird ein weiterer Preisanstieg von bis zu 30 Prozent für Großpackungen prognostiziert. Dies könnte dazu führen, dass ein Pfund gemahlener Markenkaffee bereits über neun Euro steigen könnte.
Die Zukunft des Kaffees
Der Klimawandel stellt nicht nur eine Herausforderung für die Erzeugung dar, sondern gefährdet auch die Lebensgrundlage von Millionen Kaffeebauern weltweit. Insbesondere in Länder wie Uganda, wo rund 1,8 Millionen Menschen Kaffee anbauen, sind die Auswirkungen der Klimakrise spürbar. Schädlinge, Dürren und das veränderte Wetter führen zu besorgniserregenden Ernteausfällen. Gleichzeitig wird prognostiziert, dass bis 2050 die Anbauflächen für Kaffee um die Hälfte schrumpfen könnten. Dies könnte schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte Branche haben, wie zdf.de berichtet.
Um dem entgegenzuwirken, könnte Forschung an neuen Kaffee-Sorten wie Liberica helfen. Diese robuste Art könnte eine alternative Lösung darstellen, jedoch gibt es Herausforderungen beim Anbau, sodass Landwirte möglicherweise mit neuen Erntetechniken experimentieren müssen. Liberica macht aktuell weniger als 1 Prozent des weltweiten Handels aus, während 90 Prozent des Konsums weiterhin auf Arabica und Robusta basieren.
Zusätzlich findet in Deutschland ein Trend zu koffeinfreiem Lupinenkaffee statt, der als umweltfreundlichere Alternative zu traditionellem Kaffee gilt. Ob die Verbraucher bereit sind, ihre Gewohnheiten zu ändern, bleibt abzuwarten, doch angesichts der Preisentwicklung zeichnet sich ab, dass Kaffee zunehmend als Luxusgut wahrgenommen wird.