
In einem koordinierten Großangriff auf die organisierte Kriminalität haben Ermittler in Deutschland und Italien eine umfassende Razzia gegen Mafia-Strukturen durchgeführt. Die Operation, die unter dem Codenamen „Boreas“ stattfindet, konzentriert sich auf den Raum Stuttgart, wo zahlreiche illegale Geschäfte aufgedeckt wurden. In den frühen Morgenstunden wurden 40 Objekte in vier Bundesländern – Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordrhein-Westfalen – sowie in Italien durchsucht.
Insgesamt wurden 34 Haftbefehle vollstreckt. Dabei konnten 20 Festnahmen in Italien und 14 in Deutschland verzeichnet werden. An dem Einsatz waren über 350 Polizeikräfte und Spezialkommandos beteiligt, um die Verdächtigen zu schnappen.
Hintergrund der Ermittlungen
Die Ermittlungen, die seit Ende 2020 von der Kriminalpolizei Waiblingen in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart geleitet werden, richten sich gegen eine Gruppe von Verdächtigen, die Verbindungen zur italienischen ‚Ndrangheta, einer der gefährlichsten Mafiaorganisationen, aufweisen. Diese Organisation ist bekannt für ihre Aktivitäten im internationalen Drogenhandel, Waffenhandel und Geldwäsche.
Baden-Württemberg wird oft als Hochburg der italienischen Mafia bezeichnet. Schätzungen zufolge gibt es allein hier etwa 170 namentlich bekannte Mafia-Mitglieder. Ein Viertel der italienischen organisierten Kriminalität in Deutschland soll in diesem Bundesland lebendig sein, was auf eine hohe Dunkelziffer an Mafiosi hindeutet.
Vorwürfe gegen die Verdächtigen
Die Festgenommenen sehen sich schwerwiegenden Vorwürfen gegenüber. Ihnen wird unter anderem die Bildung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, versuchter Totschlag, erhebliche Gewaltdelikte, Brandstiftung und Erpressung vorgeworfen. Auch illegaler Drogenhandel, Betrug, Steuerhinterziehung und Geldwäsche stehen im Raum. Gastro-Betriebe wurden genötigt, für Waren zu bezahlen, die sie nicht benötigt haben. Diese Machenschaften fügen sich in den umfassenden, kriminellen Betrieb der ‚Ndrangheta ein, die schätzungsweise 6.000 Mitglieder in rund 160 Clans hat.
Die Operation Boreas ist nicht nur ein nationaler Einsatz, sondern Teil einer internationalen Zusammenarbeit. Ein Joint Investigation Team (JIT) wurde 2021 gegründet, in dem auch italienische Ermittler und die EU-Justizbehörde Eurojust involviert sind. Diese Zusammenarbeit wird durch das Interpol-Projekt I-CAN unterstützt, welches seit 2020 über 100 Verdächtige weltweit festgenommen hat und einen besonderen Fokus auf die Bekämpfung der organisierten Kriminalität hat.
Der gefasste 46-jährige Polizeihauptmeister, der im Rems-Murr-Kreis tätig war, wird verdächtigt, Geheimnisse im Zusammenhang mit den Ermittlungen verraten zu haben. Er sitzt derzeit in Untersuchungshaft, was die Schwere der Vorwürfe und die umfassende Dimension der Operation verdeutlicht.
Der Einsatz unterstreicht die anhaltende Bedrohung durch mafiöse Strukturen in Deutschland und die Notwendigkeit, diese internationalen Verbrechensnetzwerke weiter zu bekämpfen.
Für weitere Informationen können Sie die Artikel von SWR und BNN lesen.