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Gotha entdeckt Afrikas Geheimnisse: Sommerschule eröffnet neue Horizonte!

Die Universität Erfurt lädt zur Sommerschule in Gotha ein, die sich mit der Wahrnehmungs- und Wissensgeschichte Afrikas befasst. Fortgeschrittene Studierende und Forschende erkunden historische Sammlungen und deren Bedeutung.

Die Wahrnehmung Afrikas hat sich über die Jahrhunderte gewandelt, wobei die Forschung und das Interesse an diesem Kontinent von entscheidender Bedeutung sind. Afrika wurde bereits in der griechisch-römischen Antike als der dritte Kontinent neben Europa und Asien angesehen. Historisch gesehen war europäisches Wissen über Afrika, insbesondere südlich der Sahara, stark begrenzt. Es waren vor allem die maritime Expansion der iberischen Seefahrer im 15. und 16. Jahrhundert sowie die Ereignisse wie die Umrundung von Kap Bojador und die Überquerung des Äquators, die erste Einblicke in die Küsten Afrikas gaben. Doch das Verständnis blieb unvollständig, oft geprägt von Legenden über christliche Könige und geheimnisvolle Goldländer. Diese facettenreiche Entdeckungsgeschichte wird durch das aktuelle Interesse an der Erforschung Afrikas, wie es im Forschungscampus Gotha manifestiert, neu beleuchtet.

In Gotha haben sich historische Spuren des Interesses an Afrika erhalten. Das Herzogtum Sachsen-Gotha, gegründet im Jahr 1640, wurde unter Herzog Ernst I. zu einem Zentrum der Äthiopistik und der afrikanischen Studien, während dieser eine bedeutende Reform in Verwaltung und Bildung einleitete. Unter seiner Schirmherrschaft fand eine verstärkte Erforschung Äthiopiens statt, angeführt von Persönlichkeiten wie dem Reisenden Abba Gregorius und dem Äthiopien-Spezialisten Hiob Ludolf. Diese Forschungen und die damit einhergehenden Sammlungen in der herzoglichen Bibliothek zeigen das anhaltende Interesse an der Kultur und Geschichte Afrikas sowie die Fragen, die sich im Zuge dieser Sammlungen ergeben.

Forschung im Fokus

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung unterstützt eine einwöchige Sommerschule, die fortgeschrittene Studierende, Promovierende, Postdocs und Mitarbeiter*innen von Museen anspricht. Die Sommerschule beleuchtet die Wahrnehmungs- und Wissensgeschichte Afrikas sowie die Objekt-, Buch- und Gelehrsamkeitsgeschichte. In diesem Rahmen erhalten die Teilnehmenden Einblick in die Bestände der Forschungsbibliothek Gotha, der Friedenstein Stiftung und des Staatsarchivs Gotha. Solche Veranstaltungen tragen dazu bei, die historischen und kulturellen Verbindungen zwischen Europa und Afrika zu vertiefen und zu hinterfragen.

Ein zentraler Aspekt der Äthiopistik und der Erforschung Afrikas wird auch im internationalen Kontext deutlich. Historiker*innen heben heraus, dass die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts von intensiver Kooperation geprägt war. Geographische Gesellschaften in Europa tauschten sich regelmäßig über wissenschaftliche Erkenntnisse aus. Dies zeigt sich auch in der Arbeit des Verlags Justus Perthes in Gotha, der die „Petermanns Geographische Mitteilungen“ veröffentlichte. Diese Zeitschrift spielte eine zentrale Rolle im Austausch von Informationen über Afrika und war an der Organisation unabhängiger Forschungsexpeditionen beteiligt. Über 50% der Beiträge stammten von internationalen Forschungsreisenden, was die kooperative Natur der Afrikaforschung unterstreicht.

Wissenschaftliche Verbindungen und Herausforderungen

Die Zusammenarbeit europäischer Forscher sollte nicht unterschätzt werden. Trotz nationaler Konkurrenz – etwa zwischen den Reisenden Hans Meyer und Arnauld d’Abbadie – wurde oft auf die Hilfe anderer gesetzt, wie bei der Rettung von europäischen Gefangenen aus Äthiopien. Historiker*innen dokumentieren, wie entscheidend der Informationsaustausch für den Erfolg dieser Expeditionen war. Daraus entstand ein internationales Netzwerk, das sowohl in Europa als auch in Afrika wirkte.

Um Afrikas Geschichte umfassend nachvollziehen zu können, ist es wichtig, den Fokus auf endogene Entwicklungen afrikanischer Gesellschaften zu legen. Das Historische Seminar an der Universität Hannover gilt als Pionier in der deutschen Afrikaforschung und behandelt unter anderem die politischen, sozialen und kulturellen Dynamiken der afrikanischen Moderne. Dies geschieht im Kontext ungleicher Beziehungen zu Europa, Amerika und Asien. Der multidimensionale Blick auf die afrikanische Vergangenheit berücksichtigt zudem die kolonialen Erbe und die aktuellen postkolonialen Krisen.

Die Geschichte Afrikas ist ein komplexes Geflecht von Beziehungen und Entwicklungen, das die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verknüpft. Die Erforschung dieser Themen, sowohl lokal in Gotha als auch international, bleibt eine Aufgabe von hoher Relevanz. Die Veranstaltungen und Rekonstruktionen des Wissens über Afrika bieten eine Plattform, um sich dieser Herausforderungen zu stellen und das Verständnis für den Kontinent zu vertiefen.

Durch die fortlaufende Auseinandersetzung mit der afrikanischen Geschichte – sei es in der Sommerschule in Gotha oder an anderen Forschungseinrichtungen wie dem Historischen Seminar der Universität Hannover – wird deutlich, wie wichtig es ist, die Vielschichtigkeit Afrikas zu verstehen und zu vermitteln. Das Wissen um Afrika ist nicht nur ein akademisches Interesse, sondern trägt dazu bei, einen Dialog zwischen Kontinenten zu fördern und Perspektiven zu erweitern.

Referenz 1
www.uni-erfurt.de
Referenz 2
www.transimperialhistory.com
Referenz 3
www.hist.uni-hannover.de
Quellen gesamt
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