
Die Volkshochschule (VHS) in Kaiserslautern feierte am Samstag ein beeindruckendes Jubiläum: ihr 120-jähriges Bestehen. Bei diesem besonderen Anlass hielt der VHS-Direktor Michael Staudt einen historischen Rückblick auf die Gründung der Bildungseinrichtung. Die Gründung wurde maßgeblich von dem Landtagsabgeordneten Dr. Karl Andreae initiiert, mit dem Ziel, das kritische Denken und die Eigenständigkeit der Bevölkerung zu fördern. Die ersten Kurse der VHS begannen bereits im März 1905.
Zu Beginn bot Kaiserslautern Ferienkurse für Ausländer an, die bei örtlichen Bürgern untergebracht wurden. Seit ihrer Gründung hat die Volkshochschule viele Herausforderungen gemeistert. Dazu gehören die Widrigkeiten zweier Weltkriege und die Corona-Pandemie. In der Jubiläumsrede äußerte Staudt zudem den Wunsch, über kostenlose Kurse für bedürftige Menschen nachzudenken.
Ein vielfältiges Programm
Die Feierlichkeiten boten den Besuchern eine breite Palette an Kursen und Aktivitäten. So gab es unter anderem „Glücksübungen“ unter der Anleitung von Christiane Rombach. Michael Geib präsentierte eine amüsante Presseschau aus den 1950er Jahren, während Thorsten Ohlers Kurs innovative Ansätze zur Visualisierung von Konferenzen mit Emojis und Sketchnotes behandelte. Peter Graf stellte hybride Lernszenarien vor, die ortsunabhängiges Lernen ermöglichen.
Die kulinarischen Höhepunkte der Feier wurden in der Lehrküche zelebriert, wo sowohl süße als auch deftige Häppchen, darunter der typisch pfälzische Saumagen, angeboten wurden. Die passende Atmosphäre wurde auch durch die Darbietungen der Schauspielerin Hannelore Bähr gesetzt, die Auszüge aus dem Stück „Gretchen“ vortrug.
Für jüngere Besucher gab es die Möglichkeit, in die Welt der Hühnerhaltung einzutauchen: Axel Hilckmann informierte über das Halten von Hühnern und ließ Kinder sogar ein Huhn halten. Teilnehmer konnten zudem kreativ werden, indem sie Taschen gestalteten, Porzellan bemalten und Pfälzer Tapas beim Showkochen kennenlernten.
Die Entwicklung der Volkshochschulen
Die Volkshochschule ist ein zentraler Bestandteil der Erwachsenenbildung in Deutschland. Die Wurzeln reichen zurück bis zur Gründung der Weimarer Republik, wo ein starker Ruf nach Bildungsreform laut wurde. Nach Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung wurde das Volksbildungswesen gefördert. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen proliferierten Volkshochschulen; bis 1922 gab es bereits über 800 Einrichtungen in Deutschland.
Die Rolle der Volkshochschulen hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Nach den Schrecken des Nationalsozialismus erlebten sie in West- und Ostdeutschland einen Neustart, um demokratische Bildungsarbeit zu leisten. In den 1950er Jahren standen berufliche Weiterbildung und Unterstützung für bildungsbenachteiligte Gruppen im Fokus.
Heute gibt es in Deutschland etwa 900 Volkshochschulen, die Mitglied im Deutschen Volkshochschulverband sind. Diese bieten eine Vielzahl von Themenfeldern an, die von Alphabetisierung und Grundbildung bis hin zu digitalen Entwicklungen reichen. Ein Schlüsselaspekt der Arbeit der VHS ist die Integration, unter anderem durch Deutschtests für Zuwanderer.
Das Jubiläum der Volkshochschule in Kaiserslautern ist nicht nur ein Rückblick auf eine lange Tradition, sondern auch ein Zeichen für die Weiterentwicklung und die anhaltende Bedeutung der Erwachsenenbildung in der heutigen Gesellschaft. Die Rheinpfalz berichtet von der ereignisreichen Feier, während Planet Wissen tiefere Einblicke in die Geschichte der Volkshochschulen gibt. Weitere Details zur Entwicklung dieser Institutionen finden sich im Historischen Lexikon Bayerns).