
In Fellbach-Schmiden sorgt ein äußerst kurzer Radweg für Aufsehen. Dieser misst schätzungsweise nur zehn Meter und würde damit wohl den Titel für den kürzesten Radweg Deutschlands tragen. Er führt lediglich von der Karolingerstraße in die Karolingerstraße zurück, ein Umstand, der bei ZVW-Leser Ulf Steinecke Verwunderung auslöste. Steinecke fragt sich, was der Sinn eines solchen Radwegs ist und ob er tatsächlich eine nützliche Funktion erfüllt, wie ZVW berichtet.
Der Radweg in Fellbach wird durch die Landes-Radverbindung RS 5 in den Kontext einer größeren Planung eingebettet. Diese Strecke soll Schorndorf mit Stuttgart verbinden und verläuft durch Fellbach, wobei die Durchführung des Projekts als Teil des vordringlichen Bedarfs des Landes eingestuft ist. Bei einer Infoveranstaltung am 6. November 2024 diskutierten rund 80 Interessierte – Anwohner, Einzelhändler sowie Gemeinderatsmitglieder – die Möglichkeiten einer stadtverträglichen Radverbindung. Die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung wurden bereits am 20. Juni 2023 vorgestellt und zeigen: Die Integration des neuen Radwegs in das bestehende Radwegenetz ist von höchster Bedeutung.
Die Planung des Radschnellwegs
Die Trasse für den Radschnellweg verläuft zwischen der Bruckstraße und der Stuttgarter Straße/Nürnberger Straße. Der Radschnellweg soll nicht nur gut ausgebaut und sicher sein, sondern auch eine schnelle Verbindung bieten, die die Reisezeit beim Radfahren verkürzt. Mit einer Prognose von etwa 2.800 bis 4.000 Radfahrenden pro Tag wird der Radweg in Fellbach als bedeutende Ost-West-Verbindung in die städtische Radnetzkonzeption integriert.
Bei der Untersuchung der möglichen Routen wurden insgesamt zehn Trassenverläufe erarbeitet, die sich jedoch alle als nicht stadtverträglich herausstellten, wenn man den Radschnellwegstandard anlegt. Dennoch erhielt die erste Variante, die Stuttgarter Straße als Vorzugstrasse, besondere Aufmerksamkeit in weiteren Untersuchungen, um Konflikte zu verringern und die Sicherheit zu erhöhen. Ursprünglich hatte eine Machbarkeitsstudie des Rems-Murr-Kreises im Jahr 2019 eine präferierte Trasse mit einer Gesamtlänge von 21,7 km identifiziert. Hierbei wurden Fördermittel in Höhe von 87,5% der Gesamtkosten bewilligt, was die Realisierung der Pläne unterstützt.
Nationale Radverkehrsstrategie
Vor dem Hintergrund dieser lokalen Initiativen spielt der Nationale Radverkehrsplan 3.0 (NRVP) eine entscheidende Rolle. Diese Strategie der Bundesregierung zielt darauf ab, den Radverkehr bis 2030 attraktiver und sicherer zu gestalten. Der NRVP definiert vier Säulen der Förderung: Politik, Infrastruktur, Mensch und Wirtschaft. Zudem gibt es zwei Querschnittsbereiche: Digitalisierung sowie Stadt und Land. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) bezeichnet das Ziel, ein „Fahrradland Deutschland 2030“ zu schaffen, wobei der Bund als Impulsgeber fungiert und die Verantwortung für Radweg-Infrastruktur primär bei den Ländern und Kommunen liegt. Informationen zu dieser Strategie finden sich auf der Webseite des BMDV.
Die Entwicklungen rund um den Radweg in Fellbach-Schmiden sind ein Beispiel dafür, wie kommunale Mobilitätskonzepte mit nationalen Strategien verknüpft werden. Während der äußerst kurze Radweg Fragen aufwirft, zeigen die Planungen für den Radschnellweg in Fellbach, dass die Stadt in die richtige Richtung geht, um eine modernere und umweltfreundlichere Verkehrsinfrastruktur zu schaffen.