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Skandal um AWO Müritz: Ex-Chef auf freiem Fuß nach Haftstrafe!

Im AWO Müritz-Skandal wurde der ehemalige Geschäftsführer Peter Olijnyk nach dreijähriger Haft auf Bewährung entlassen. Er wurde wegen schwerer Untreue verurteilt, die AWO erlitt einen Millionenschaden.

Im Zentrum eines von Skandalen begleiteten Falles der Arbeiterwohlfahrt (AWO) steht Peter Olijnyk, der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Müritz-Kreisverbands. Vor neun Jahren geriet der Verband aufgrund überhöhter Gehälter und gravierender finanzieller Missstände in die Schlagzeilen. Die daraufhin einsetzenden Ermittlungen führten zu einem Landtagsuntersuchungsausschuss und fortwährenden Diskussionen über die Praktiken in sozialen Organisationen. Olijnyk wurde wegen „Untreue im schweren Fall“ schließlich zu drei Jahren Haft verurteilt, die er nun vollständig verbüßt hat und die Reststrafe auf Bewährung ausgesetzt wurde, wie nordkurier.de berichtet.

Der 76-jährige Olijnyk wurde im Juni 2021 am Landgericht Schwerin verurteilt und musste 350.000 Euro seines Vermögens einbüßen. Götz-Peter Lohmann, der damalige Kreisverbandsvorsitzende, erhielt wegen Beihilfe zur Untreue eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren, die er bereits hinter sich hat. Beide Männer sind in einem Alter von 72 und 76 Jahren, was die Schwere der Vorwürfe sowie die Konsequenzen noch beachtlicher erscheinen lässt.

Finanzielle Veruntreuung und Konsequenzen

Olijnyk hatte zwischen 2005 und 2012 Gehaltserhöhungen in einem Ausmaß beschlossen, das ohne die Zustimmung anderer Vorstandsmitglieder stattfand. Dies führte zu einem Gesamtschaden von rund einer Million Euro für die AWO. 2005 wurde sein Gehalt von 84.000 auf 120.000 Euro jährlich angehoben. Die darauf folgende Zusage einer Rentenzahlung von 2.000 Euro monatlich ab Ruhestand und die Zahlung von 375.000 Euro in eine Versicherung durch die AWO unterstrichen die Absichten, die für das Gericht wie eine „Selbstbedienungsladen“-Praxis erschienen. Die Abweisung seiner Revision durch den Bundesgerichtshof verstärkte die Schuldvorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden.

Durch die ermittlungsbedingte Beschlagnahmung von Vermögenswerten wie Booten und Autos wurde Olijnyk außerdem zur Rückzahlung von rund 740.000 Euro verurteilt. Die Praktiken, die zu diesem Skandal führten, haben nicht nur strafrechtliche Folgen, sondern auch eine breitere Diskussion über die Gehaltstrukturen in sozialen Organisationen hervorgerufen. Die AWO hat sich fortan mit neuem Führungspersonal aufgestellt, ist jedoch kleiner geworden und sieht sich weiterhin finanziellen Herausforderungen gegenüber.

Wohlfahrtsverbände in der Krise

Wie tagesschau.de jüngst berichtete, stehen Wohlfahrtsverbände wie die AWO und andere große Organisationen wie die Diakonie und der Paritätische Wohlfahrtsverband unter Druck durch geplante Sozialkürzungen im Bundeshaushalt. Diese finanziellen Einschnitte gefährden viele soziale Angebote und Kitas. Trotz steigender Nachfrage sehen sich viele Einrichtungen gezwungen, ihre Angebote einzuschränken oder ganz einzustellen.

Eine bundesweite Umfrage bei 2.800 Organisationen hat gezeigt, dass sich die Kosten seit Anfang 2022 um durchschnittlich 16 Prozent erhöht haben. Fast jede dritte Einrichtung plant Personalabbau oder hat bereits Entlassungen vorgenommen. Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, warnt vor den weitreichenden Folgen dieser Kürzungen, die nicht nur die Organisationen, sondern vor allem die Klienten treffen werden. AWO-Präsident Michael Groß hat ebenfalls einen klaren Appell an die Bundesregierung gerichtet, von den geplanten Einschnitten abzusehen.

Die AWO steht also vor der Herausforderung, die negativen Erfahrungen eines Skandals mit kompletten Umstrukturierungen zu verknüpfen, während sie gleichzeitig die Weichen für eine finanziell unsichere Zukunft unter dem Druck der aktuellen sozialen Politik stellen muss. Der Fall Olijnyk bleibt ein mahnendes Beispiel für die Notwendigkeit von Transparenz und verantwortungsvollem Handeln in sozialen Organisationen, die sich um die Schwächeren in der Gesellschaft kümmern.

Referenz 1
www.nordkurier.de
Referenz 2
www.welt.de
Referenz 3
www.tagesschau.de
Quellen gesamt
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