
Der tragische Fall des zweijährigen Jungen Émile, der im Sommer 2023 im französischen Bergdorf Le Vernet verschwunden ist, hat erneut Schlagzeilen gemacht. Émile, der während des Urlaubs bei seinen Großeltern war, wurde am 8. Juli 2023 zum letzten Mal gesehen, als zwei Zeugen berichteten, ihn eine Straße hinunterlaufen zu sehen. Die Polizei leitete daraufhin eine umfangreiche Suche ein, die trotz des Einsatzes von Leichenspürhunden und einer Durchsuchung zahlreicher Wohnungen im Dorf zu keinem sofortigen Ergebnis führte. Erstmals untersucht wurden die Umstände rund um das Verschwinden aufgrund des Verdachts auf Entführung und Freiheitsberaubung, während auch ein Unfall nicht ausgeschlossen wurde, wie bnn.de berichtet.
Die monatelange Suche endete tragisch, als im März 2024 der Schädel von Émile sowie Kleidungsstücke in einem Waldgebiet gefunden wurden, etwa 1,6 Kilometer von dem Haus seiner Großeltern entfernt. Nach dem Knochenfund blieben die genauen Umstände seines Todes unklar. Staatsanwalt Jean-Luc Blachon machte deutlich, dass die Todesursache zwischen Sturz, fahrlässiger Tötung und Mord nicht eindeutig bestimmt werden konnte. Diese Ungewissheit hat zu einer hohen medialen und öffentlichen Aufmerksamkeit geführt.
Festnahmen und Freilassungen
In den letzten Tagen wurde die Situation zusätzlich kompliziert, als die Polizei mehrere Mitglieder der Familie, darunter die Großeltern, eine Tante und einen Onkel von Émile, festnahm. Die Festnahmen erfolgten aufgrund des Verdachts auf vorsätzliche Tötung und unerlaubte Wegnahme der Leiche. Nach 48 Stunden wurden die Großeltern jedoch in Untersuchungshaft freigelassen, da die Beweislage für eine Anklage nicht ausreichte, wie chiemgau24.de berichtet. Der Anwalt der Großmutter äußerte, dass die Inhaftierung notwendig gewesen sei, um die Ermittlungen voranzutreiben und mögliche Beweise zu sichern. Besonderes Augenmerk wurde auf den Großvater gelegt, der in der Vergangenheit gewalttätig gewesen sein soll, und Telefonüberwachungen zeigten Unstimmigkeiten zwischen den Eltern und den Großeltern des Kindes.
Ermittler beschlagnahmten sowohl ein Auto als auch einen Pferdewagen der Großeltern, um weitere Hinweise auf den Verbleib des Jungen zu finden. Zu den entdeckten Beweismitteln gehört auch ein Blumenkübel, der möglicherweise im Zusammenhang mit dem Fall steht. Der Fall wird nun von der Staatsanwaltschaft Aix-en-Provence bearbeitet und hat neben der traurigen Aufklärung des Vermisstenfalls auch Fragen zur internen Dynamik innerhalb der Familie aufgeworfen.
Kontext zu Vermisstenfällen
Der Fall Émile ist nicht nur ein spezifisches Drama, sondern fällt auch in einen größeren Kontext der Behandlung von Vermisstenfällen. In Deutschland beispielsweise bearbeitet das Bundeskriminalamt (BKA) seit seiner Gründung im Jahr 1951 unter anderem Vermisstenfälle. Die zuständige Vermisstenstelle hat klare Aufgaben, darunter die Fahndung nach vermissten Personen und die Identifizierung unbekannter Leichen. Während Erwachsene die Freiheit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen, gilt bei vermissten Minderjährigen stets eine Gefahr für Leib und Leben. Die örtlichen Polizeidienststellen sind verantwortlich für die sofortige Personensuche und können bei akuten Fällen großangelegte Maßnahmen einleiten, oft unter Einbezug der Bereitschaftspolizei und lokalen Rettungsdiensten, wie bka.de darstellt.
Mit rund 9.420 registrierten Vermisstenfällen in Deutschland (Stand 01.01.2025) und täglich etwa 200 bis 300 neuen Fahndungen zeigt der Fall von Émile die Tragik und Komplexität, die hinter solchen Vorfällen stecken. Zuletzt waren etwa 18.100 Kinder im Jahr 2024 vermisst, von denen 96,7 % bis Jahresende wieder aufgeklärt wurden. Die Aufklärungsquote ist in vielen Fällen hoch, doch die Emotionen und die dynamischen Umstände hinter jedem einzelnen Fall sind stets unterschiedlich und erfordern viel Fingerspitzengefühl.