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Prozess um tödlichen Messerangriff in Mannheim: Angeklagter schildert Motiv

Im Prozess gegen Sulaiman A. wird eine tödliche Messerattacke auf Polizist Rouven Laur in Mannheim aufgearbeitet. Die Hintergründe der Radikalisierung und die Motive des Täters stehen im Fokus.

Im Mannheimer Oberlandesgericht beginnt der Prozess gegen Sulaiman A., der wegen eines tödlichen Messerangriffs auf den Polizisten Rouven Laur angeklagt ist. Der Vorfall ereignete sich am 31. Mai 2024 am Mannheimer Marktplatz, als Sulaiman A. während einer Informationsveranstaltung der Bürgerbewegung Pax Europa auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger abzielte. Der Prozess läuft seit Mitte Februar und fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Bundesanwaltschaft hat die Anklage übernommen, da der 25-jährige Angeklagte Sympathien für die terroristische Organisation „Islamischer Staat“ (IS) haben soll. [SWR] berichtet, dass Sulaiman A. am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Stuttgart aussagte.

Bei seiner Aussage bezeichnete Sulaiman A. seine Tat als eine „schreckliche Tat“ und erklärte, dass sein Motiv mit den Veränderungen zusammenhänge, die er mit Beginn des Gaza-Kriegs wahrnahm. Er sei zutiefst von den Bildern leidender und getöteter Frauen und Kinder auf den sozialen Medien bewegt worden. Zudem holte sich der Angeklagte offenbar die Erlaubnis von einem Gelehrten, Ungläubige zu töten. Dies wirft ein Licht auf die radikalisierenden Einflüsse, die ihn führten.

Der Ablauf der Tat

Sulaiman A. schilderte den Ablauf des Angriffs. Er ging davon aus, Stürzenberger getötet zu haben, als er stattdessen zweimal auf Polizist Rouven Laur einstach. Dieser erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Im Gerichtssaal waren sowohl die Schwester als auch die Mutter von Laur anwesend, die sichtlich mitgenommen waren von der Tragödie. Der Vorfall führte dazu, dass der Marktplatz vorübergehend in Rouven-Laur-Platz umbenannt wurde, um dessen Andenken zu gedenken.

Im Handgemenge mit Sulaiman A. wurden auch weitere Personen verletzt, als er mit einem Jagdmesser auf die Anwesenden einstach. Laut [taz] plante der Angeklagte seit Mai 2024 einen Angriff auf vermeintliche „Ungläubige“ in Deutschland. Hinweise auf Mittäter gibt es bislang keine, was den Prozess umso bedeutender macht, da er beleuchten könnte, wie sich Sulaiman A. radikalisiert hat.

Hintergrundinformationen zur Person

Sulaiman A. floh 2013 mit seinem Bruder aus Herat, Afghanistan, nach Deutschland. Trotz eines fehlenden Asylstatus durfte er wegen eines Abschiebeverbots im Land bleiben. Über die Jahre integrierte er sich, lernte Deutsch, absolvierte die Haupt- und Realschule und engagierte sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. Seit 2019 ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Radikalisierung begann im Jahr 2023 und wurde durch Telegram-Chats sowie islamistische Predigten im Internet gefördert. Bilder des US-Abzugs aus Afghanistan hatten seiner Aussage zufolge eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung gespielt. Interessanterweise wurde Sulaiman A. von deutschen Sicherheitsbehörden nicht als Gefährder eingestuft und entkam so der Überwachung internationaler Geheimdienste.

Die Tat und der Prozess werfen grundlegende Fragen zur Sicherheit und Integration in Deutschland auf. Sie werden in der öffentlichen Debatte über schärfere Einreiseregeln und den Umgang mit ausländischen Straftätern diskutiert. Rouven Laur war ein Beamter, der sich aktiv mit Integrationsfragen auseinandersetzte und Arabisch lernte. Sein Tod hat zu einer Welle der Trauer und zu Gedenkveranstaltungen geführt, an denen tausende Bürger teilnahmen, einschließlich des Bundespräsidenten. Mannheim hat erfolgreich die Umwidmung des Platzes als Gedenkort durchgesetzt, an dem politische Kundgebungen nicht erlaubt sind, was zu einem rechtlichen Streit mit der AfD führte.

Im Fall einer Verurteilung droht Sulaiman A. eine lebenslange Freiheitsstrafe und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Der Prozess wird voraussichtlich bis Herbst 2025 andauern und könnte die öffentliche Wahrnehmung von Radikalisierung und Terrorismus in Deutschland nachhaltig beeinflussen.

Referenz 1
www.swr.de
Referenz 2
taz.de
Referenz 3
api.pageplace.de
Quellen gesamt
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