
Mit einem Blick auf die jüngsten Entwicklungen im Verkehrsbereich rücken die Städte Berlin und Paris in den Fokus der Diskussion über nachhaltige Mobilität. Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) hebt die Pläne der französischen Hauptstadt hervor. Diese sehen vor, zahlreiche Straßen für den Autoverkehr zu sperren, was als mutiger Schritt gewürdigt wird. ADFC-Sprecher Karl Grünberg stellt fest, dass Paris damit zeigt, dass eine Großstadt nicht zwangsläufig vom Autoverkehr dominiert werden muss.
Der Zustand in Berlin hingegen ist ernüchternd. Obwohl die Stadt als Fahrradstadt Potenzial hat, ist sie bisher weit davon entfernt. Grünberg kritisiert den ständigen Stau und die Gefährdung von Fußgängern. Missmut äußert er auch über den schleppenden Ausbau von Radwegen. Aktuell plant der Berliner Senat unter Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) für das Jahr 2023 die Umsetzung von 29 Projekten mit insgesamt 17,5 Kilometern Radwegen. Dies sind allerdings etwa fünf Kilometer weniger als im Jahr zuvor, als unter der grünen Verkehrssenatorin Bettina Jarasch rund 26,5 Kilometer Radwege hinzugefügt wurden.
Radverkehr und Umweltschutz
In Paris wird der aggressive Ausbau des Radwegenetzes inzwischen als erfolgreich bewertet. Laut ADFC stieg die Fahrradnutzung in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 um 37,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Im gleichen Zeitrahmen sank der Autoverkehr im Stadtzentrum um 5,5 %. Diese Veränderungen sind Belege für die positive Wirkung von Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur. Die Stadtverwaltung führt den Anstieg der Fahrradnutzung auf den verbesserten Ausbau und die Qualität der Radwege zurück, einschließlich des rollierenden Transportsystems, das während der Pandemie eingeführt wurde.
Bei der Betrachtung der Vorteile von Radfahren wird ersichtlich, dass nicht nur die Lebensqualität in der Stadt steigt. Das Umweltbundesamt stellt fest, dass in Ballungsgebieten bis zu 30 % der PKW-Fahrten auf den Radverkehr verlagert werden könnten. Bis zu 40 % der Autofahrten in deutschen Großstädten sind kürzer als fünf Kilometer, wo Fahrräder als das schnellste Verkehrsmittel gelten. Die Organisation hebt auch hervor, dass Radfahren nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch die Gesundheit der Nutzer fördert, indem es zur Erhöhung der Lebenserwartung beiträgt.
Die Zukunft des Radverkehrs
Nachhaltige Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs sind entscheidend. Der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege in Paris stieg auf 7 %. Der Fokus auf eine Verkehrswende wird von Bürgermeisterin Anne Hidalgo vorangetrieben, die sich für Tempo 30, Aufenthaltsorte ohne Autos und zusätzliche Grünflächen stark macht. Diese Maßnahmen scheinen nicht nur die Lebensqualität der Stadtbewohner zu verbessern, sondern auch messbare Erfolge in der Reduzierung der Luftverschmutzung zu zeigen.
Eine effektive Radinfrastruktur, die auch in Deutschland fehlt, könnte wesentlich zur nachhaltigen Mobilität beitragen. Expertisen sind sich einig, dass sowohl investive als auch nicht-investive Maßnahmen nötig sind, um den Radverkehr zu steigern. Hierzu zählen unter anderem sichere Radwege, moderne Fahrradabstellanlagen und eine gute Kommunikation zur Förderung des Radverkehrs.