
Am Sonntag, dem 23. März 2025, feiert der angesehene Lektor Ernst-Peter Wieckenberg seinen 90. Geburtstag. Von 1974 bis 1999 prägte er als Cheflektor bei C. H. Beck die Verlagslandschaft in Deutschland fortwährend. Seine Leidenschaft für die Literatur und das Engagement für die kulturelle Bildung machen ihn zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit in der Verlagsbranche. In einem Brief an den Historiker Michael A. Meyer äußerte Wieckenberg 1993 vorsichtige Zuversicht nach fremdenfeindlichen Gewalttaten und betonte, dass Rechtsradikalismus und Fremdenhass nicht nur ins extreme rechte Spektrum fallen.
Wieckenberg forderte ein entschiedenes Vorgehen gegen Menschen mit labilen Haltungen und betonte, ihnen die eigene Haltung nicht nachzugeben. Seine Diskurse waren stets bestrebt, die gesellschaftliche Debatte über Integrität und Toleranz zu fördern. Die Einflussnahme auf die jüdische Geschichte in den Verlagsprogrammen von Beck wird durch seine Übersetzungen und Bücher, wie die von Michael A. Meyers „The Origins of the Modern Jew“, besonders unterstrichen.
Ein Vermächtnis der Aufklärung
Während Wieckenberg für seine Bemühungen um die Geisteswissenschaften bekannt war, bleibt seine Fähigkeit, komplexe Themen einem breiten Publikum zugänglich zu machen, besonders hervorzuheben. Die Ehrendoktorwürde der Münchner Universität, die er 2007 erhielt, würdigt seine fundierte Arbeit. Sein Werdegang begann an der Universität Göttingen und führte ihn über den Verlag Fischer zu C. H. Beck.
Wieckenberg war für seinen entschlossenen Umgang mit wirtschaftlichen Entscheidungen bekannt, insbesondere wenn es darum ging, Projekte abzulehnen, die von Ratgebern empfohlen wurden. Zu seinen spezialisierten Arbeiten gehört unter anderem ein Buch über die Übersetzung von „Tausendundeiner Nacht“ durch Johann Heinrich Voß. In seiner Erinnerung fernab der reinen Wissenschaft äußerte er, dass jede historische Aufklärung auch „hässlich“ sein müsse, was darauf hindeutet, dass er die Verantwortlichkeit der Geschichtsschreibung für unverfälscht hielt.
Wieckenbergs nicht zu unterschätzender Einfluss zeigt sich auch in seiner Veröffentlichung von Manuskripten, wie jenen von Ernst Robert Curtius, in Zusammenarbeit mit Barbara Picht im Jahr 2017. Seine Gedanken zur historischen Aufklärung und deren Auswirkung auf das Bild Deutschlands in der Welt sind noch heute relevant, besonders in Zeiten des erstarkenden Rechtsextremismus.
Rechtsextremismus in Deutschland
In diesem Kontext ist es von Bedeutung, die Entwicklung des Rechtsterrorismus in Deutschland zu betrachten. Die Institute und Fachleute, die sich damit befassen, verweisen auf die anhaltende Gefährdung durch Rechtsextremisten. Beispielsweise zeigt der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke am 2. Juni 2019 die erschreckende Realität solcher extremistischer Gewalttaten. Zusätzlich gab es 2019 einen versuchten Anschlag durch einen Neonazi auf eine Synagoge in Halle.
Die Verknüpfung zwischen den historischen Ursprüngen rechtsextremistischer Ideologien und deren heutigen Erscheinungsformen ist unübersehbar. Die Rassismus- und Gewaltgeschichte des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zwischen 1999 und 2007 spiegelt dies wider und verdeutlicht die>> anhaltende Relevanz des Themas.
Die Diskussion über das Phänomen des Rechtsterrorismus wird von zahlreichen historischen Ereignissen und Gruppen geprägt, wie dem antikommunistischen „Bund Deutscher Jugend“ (BDJ), der 1950 gegründet wurde und gewaltige Demonstrationen organisierte. Der BDJ fiel auf mit seiner paramilitärischen Struktur, die 1953 verboten wurde.
In den folgenden Jahrzehnten zeigten Gruppen wie „Nationale Deutsche Befreiungsbewegung“ (NDBB) und „Europäische Befreiungsfront“ (EBF), dass der Terrorismus in Deutschland eine gradezu dramatische Entwicklung durchlebt hat. Auch nach der Wende 1990 blieb die terroristische Gewalt ein Mittel extrem rechter Gruppen.
Heutige Formen des Rechtsterrorismus nutzen zunehmend Social Media zur Planung und Durchführung ihrer Angriffe. Dabei bleibt die alltägliche Gewalt von rechtsaußen oft unentdeckt, und die Betroffenen bleiben häufig namenlos.