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Schutz des Bahndamms in Ebersberg: Radeln oder Natur bewahren?

Im Ebersberger Kreistag entfacht eine Debatte über den Schutzstatus des ehemaligen Bahndamms zwischen Moosach und Glonn, während Radfahrer um neue Routen und Naturschutzgruppen um den Erhalt der Biodiversität kämpfen.

In der Debatte um den Bahndamm zwischen Moosach und Glonn, der seit der Stilllegung der Eisenbahnverbindung 1971 existiert, stehen die Schutzziele der Natur im Fokus. Der Bahndamm, der seit 1994 als schützenswertes Biotop gilt, wurde bis heute nicht offiziell als Radweg ausgewiesen, obwohl viele Radfahrer ihn regelmäßig nutzen. Laut Süddeutscher Zeitung drängen Vertreter von CSU und FDP im Ebersberger Kreistag nun auf eine Änderung oder gar Aufhebung der bestehenden Schutzverordnung.

Diese Forderungen werden durch die Argumentation untermauert, dass sich die naturkundlichen Gegebenheiten und das Landschaftsbild in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verändert hätten. Die Antragsteller bezweifeln, dass die ursprünglichen Schutzzwecke der Verordnung, darunter der Erhalt des Bahndamms als kulturhistorische Struktur und Lebensraum gefährdeter Arten, weiterhin erfüllt seien. Diese Änderungen sind insbesondere durch die Überbauung und die verbesserten Verkehrsverbindungen in der Region verursacht worden.

Ökologische Bedenken

Der BUND Naturschutz äußert sich besorgt über die potenziellen Folgen einer Aufhebung des Schutzstatus. Die Organisation fordert stattdessen eine Umwandlung der angrenzenden Staatsstraße 2351 in eine Fahrradstraße, um die Fahrradverbindung zwischen Grafing und Glonn zu verbessern. Die ehemalige Bahntrasse zwischen Moosach und Glonn bietet sich durch ihre natürlicherweise nur sanft ansteigenden Streckenprofile ideal für Radfahrer an, was die Nutzung als Radweg attraktiv macht.

Die Fläche von etwa 14 Hektar, die unter den Schutz des BNatSchG steht, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem ökologisch wertvollen Bereich entwickelt. Diese stellt nicht nur eine Verbindung zwischen verschiedenen Biotopen dar, sondern schützt auch die Artenvielfalt in einer zunehmend fragmentierten Landschaft. Die Grünen im Kreistag haben ihr „völliges Unverständnis“ über die Vorstöße der CSU und FDP geäußert, während Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die Schutzverordnung als „historischen Fehler“ bezeichnet. Eine Mehrheit des Gremiums zeigt sich jedoch geneigt, die Möglichkeit einer Überprüfung der Verordnung in Betracht zu ziehen.

Geschichte und Bedeutung des Bahndamms

Die Geschichte des Bahndamms reicht bis zur Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahnstrecke im Jahr 1835 zurück. In den Jahrzehnten danach kam es zu einem massiven Abbau von Schienenstrecken, wobei Deutschland zwischen 1994 und 2004 jährlich mehr als 400 Kilometer stilllegte. Das zuvor dichte Eisenbahnnetz schrumpfte um etwa 16%, was auch in Bayern spürbare Auswirkungen hatte, wo seit den 60er Jahren insgesamt 152 Bahnstrecken geschlossen wurden.

Die Umnutzung stillgelegter Bahnstrecken zu Radwegen hat sich in vielen Teilen Deutschlands bewährt und bietet heutzutage rund 900 Kilometer Radwege in Bayern. Radwege entlang dieser Trassen sind nicht nur für Freizeit- und Familienradler attraktiv, sie fördern auch den Radtourismus und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung ländlicher Regionen bei, indem sie den Zugang zu naturbelassenen Ausflugszielen erleichtern. Historische Relikte, die entlang dieser Wege erhalten sind, schaffen darüber hinaus ein nostalgisches Umfeld.

Mit dem Anstieg der Nutzung von Fahrrädern als umweltfreundliches Verkehrsmittel wird die Zukunft des Bahndamms als Radweg zunehmend diskutiert. Die Balance zwischen naturschutzrechtlichen Belangen und der Förderung nachhaltiger Mobilität bleibt jedoch eine große Herausforderung.

Referenz 1
www.sueddeutsche.de
Referenz 2
ebersberg.bund-naturschutz.de
Referenz 3
www.bayernbike.de
Quellen gesamt
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