
Petra Pau, die dienstälteste Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, verlässt nach über 27 Jahren das politische Parkett. Die 1963 in Ost-Berlin geborene Politikerin wird ab April 2025 als Gärtnerin im Kleingartenverband Marzahn-Hellersdorf aktiv sein. Pau, die ihre politische Karriere 1990 als Bezirksverordnete für die PDS begann, hat sich über die Jahre zu einer herausragenden Stimme in der deutschen Politik entwickelt. In ihrem Abschiedsinterview äußert sie Bedenken über den aktuellen Zustand der Demokratie in Deutschland und den Aufstieg der AfD als größte Oppositionspartei.
„Seit dem Einzug der AfD hat sich die Stimmung im Bundestag verändert. Hass und Aufregung sind an der Tagesordnung“, berichtet Pau. Diese Entwicklung veranlasst sie dazu, die demokratischen Institutionen als gefährdet zu betrachten, und sie fordert die Einführung eines Demokratiefördergesetzes. 1998 zog Pau in den Bundestag ein, wo sie seitdem vielen wichtigen Gesetzgebungsverfahren beigewohnt hat, darunter den NSU-Untersuchungsausschuss und die Diskussionen um das erste Einwanderungsgesetz.
Engagement gegen Antisemitismus
Besonders am Herzen liegt Pau das Thema Antisemitismus. Der Bericht der Bundesregierung über die Bekämpfung des Antisemitismus, der im Jahr 2023 veröffentlicht wurde, zeigt eine alarmierende Zunahme antisemitischer Straftaten, insbesondere nach den Ereignissen des 7. Oktober, als die Hamas Israel angriff. Es wird betont, dass der Schutz jüdischen Lebens und die Bekämpfung von Antisemitismus vorrangige Ziele der Bundesregierung sind. Pau kritisiert sowohl den linken als auch den islamistischen Antisemitismus und fordert, den Fokus auf alle Menschen zu legen, die unter Druck stehen.
Pau war zudem aktiv in der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und im Centrum Judaicum. Ihre Argumentation für Veränderungen in der Gesellschaft schildert sie dabei als einen stetigen Kampf gegen Rassismus und Rechtsradikalismus. Ihr Engagement gegen Antisemitismus setzt sie auch nach ihrer politischen Laufbahn fort.
Politische Bilanz und Ausblick
Im Bundestag war Pau seit 2006 auch Vizepräsidentin. Ihre Wahl zum Direktmandat 1998 in Berlin-Mitte gegen Wolfgang Thierse wird als bemerkenswerter Sieg in die Geschichte eingehen. Trotz schwieriger Wahlsituationen, insbesondere ihrer Niederlage 2021 gegen den CDU-Kandidaten Mario Czaja, entschloss sie sich dazu, über die Landesliste der Linken erneut in den Bundestag einzuziehen. Seit dem Jahr 2002 bis 2005 war Pau sogar fraktionslos, und sie war währenddessen eine der wenigen, die für einen gesetzlichen Mindestlohn eintraten.
Nach 25 Jahren im Parlament gestaltet sich der Wechsel in das zivile Leben als herausfordernd. Pau schließt eine Rückkehr in die Berliner Landespolitik vorerst aus. „Die Erinnerung an meine Zeit im Bundestag wird mich begleiten“, so Pau, während sie sich auf ihre neue Rolle im Kleingartenverband vorbereitet, wo sie politische Themen wie die Sicherung von Kleingärten voranbringen möchte.
Ihr Bundestagsbüro wird bald geräumt, und viele Erinnerungsstücke verpackt. Am letzten Samstag jedes Monats wird sie dem Deutschen Roten Kreuz helfen und zugleich den Austausch mit der Bevölkerung suchen. Pau bleibt somit auch im Ruhestand der Gemeinschaft und ihren politischen Themen verbunden, während sie einen neuen Lebensabschnitt beginnt.