
Freiburg steht kurz vor der Eröffnung eines bedeutenden Projekts zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Geschichte. Nach fast 20 Jahren Diskussion wird das „Dokumentationszentrum Nationalsozialismus“ (DZNS) am 21. März 2025 im ehemaligen Verkehrsamt von 1936 seine Pforten öffnen. Die Stadt Freiburg investiert insgesamt 14 Millionen Euro in das Projekt, das ein wichtiger Schritt zur Erziehung und Geschichtsaufklärung sein soll. Die wissenschaftliche Leiterin Julia Wolrab hebt hervor, dass das Zentrum die Themen Geschichtsaufklärung und Demokratieerziehung miteinander verbindet.
Für viele Städte in Deutschland, die eine eigene Einrichtung zur NS-Geschichte haben, stellt das DZNS eine Seltenheit dar. Die Stadt Freiburg war bereits 2009 das erste Mal in der Diskussion um die Errichtung eines solchen Zentrums. Ein Schlüsselpunkt des historischen Erinnerns ist der Gedenkraum, der den 1048 Opfern des Nationalsozialismus aus Freiburg gewidmet ist. Die Ausstellung des DZNS gliedert sich in vier Themenabteilungen, welche die Entwicklung und die Auswirkungen des Nationalsozialismus beleuchten.
Struktur und Inhalte des Zentrums
Das Dokumentationszentrum teilt seine Dauerausstellung in folgende vier Abschnitte:
- Freiburg in der Weimarer Republik
- Etablierung der Diktatur von 1933 bis 1938
- Zweiter Weltkrieg
- Folgen des Nationalsozialismus bis heute für Freiburg
Dieser strukturierte Ansatz ermöglicht Besuchern, sich intensiv mit den verschiedenen Phasen der NS-Geschichte auseinanderzusetzen. Ein weiterer interessanter Aspekt der Eröffnung ist die Würdigung des Einflusses der katholischen Zentrumspartei auf das Aufkommen der NSDAP in Freiburg.
Bei der Eröffnung wird es ein vielfältiges Programm geben, das viele Veranstaltungen umfasst. Am Freitag, dem 21. März, sind unter anderem eine STOLPERSTEIN-Führung und ein bereits ausgebuchtes Konzert mit Jazzgeiger Zipflo Reinhardt geplant. Der folgende Samstag, der 22. März, wartet mit einem Vortrag über Gertrud Luckner und einem Workshop für Jugendliche auf. Er endet mit einem ausgebuchten Gespräch, in dem Nachkommen jüdischer Freiburger über ihre Familiengeschichte berichten werden. Der Sonntag bietet eine weitere STOLPERSTEIN-Führung sowie eine Lesung der Namen ermordeter Freiburger.
Ein Ort des Erinnerns und Lernens
Das DZNS ist nicht nur eine Ausstellung, sondern auch eine Außenstelle des Augustinermuseums, welches die Stadtgeschichte Freiburgs abbildet. Diese Synergie unterstreicht die Relevanz der lokalen Geschichte im Kontext des Nationalsozialismus. Der Gedenkraum sowie die geplante Sonderausstellungsfläche dienen der laufenden Aufarbeitung und dem fortlaufenden Lernen über diese Themen.
Im Zuge der Eröffnung wird deutlich, wie wichtig solche Einrichtungen sind, um zu erinnern und aufzuklären. Hierbei nimmt Freiburg eine führende Rolle in Deutschland ein, wo nur wenige Städte über derartige Museen verfügen. Das DZNS stellt nicht nur einen Ort des Lernens dar, sondern auch ein Zeichen für das zivilgesellschaftliche Engagement, das in vielen Erinnerungsorten zu finden ist. Die Datenbank „Erinnerungsorte“ der Bundeszentrale für politische Bildung umfasst bereits rund 450 solcher Gedenkstätten und Initiativen in Deutschland, die an die Menschen erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden.
Für die kommenden Jahre ist die Erinnerungskultur von zentraler Bedeutung. Das DZNS in Freiburg wird dazu beitragen, dass die Geschichte nicht vergessen wird und zukünftige Generationen kritisch mit der Vergangenheit umgehen können. Der Eintritt ist bis März 2026 kostenfrei, was einen zusätzlichen Anreiz für Besucher bietet und die Bildungspartnerschaften im Bereich des historischen Lernens stärkt.
Mit der Eröffnung des DZNS am 21. März 2025 wird Freiburg ein neuer Ort der Erinnerung und des Dialogs über die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, der sowohl für Wissenschaftler als auch für die breite Öffentlichkeit von Bedeutung ist. Ein solcher Ort kann dazu beitragen, die Lehren der Geschichte für die Zukunft aufrechtzuerhalten und eine lebendige Erinnerungskultur zu fördern.