
In Sachsen-Anhalt zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung im Gesundheitssektor: Die Ärztedichte gehört zu den niedrigsten in Deutschland. Wie faz.net berichtet, kommen auf 100.000 Einwohner lediglich etwa 204 niedergelassene Ärzte. Besonders besorgniserregend ist, dass Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich nur hinter Brandenburg steht, wo die ärztliche Versorgung noch schlechter ist. Im Gegensatz dazu verzeichnet Hamburg eine beeindruckende Ärztedichte von 310 pro 100.000 Einwohner.
Die Situation ist vor allem in den ländlichen Bereichen kritisch. Hier machen sich die Auswirkungen des Ärztemangels besonders bemerkbar. Eine Analyse zeigt, dass in Sachsen-Anhalt auf 100.000 Einwohner lediglich 67 Hausärzte verfügbar sind, während der Anteil älterer Mediziner über 65 Jahren bei 10,3 Prozent liegt. Zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern liegt dieser Wert bei 8,3 Prozent und in Rheinland-Pfalz bei 21,3 Prozent. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) warnt seit Jahren vor einem akuten Mangel und hat bereits frühzeitig versucht, ausländische Ärzte zu gewinnen.
Ursachen des Ärztemangels
Der Ärztemangel in Sachsen-Anhalt wird nicht nur durch die unzureichende Bedarfsplanung verursacht, wie mdr.de berichtet. Vielmehr spielt die Anzahl der Medizinstudienplätze eine entscheidende Rolle. Seit den 1990er Jahren wurden diese verringert, während gleichzeitig zahlreiche Mediziner in weniger benötigte Berufe abwandern. Zudem ist das Bewusstsein für Work-Life-Balance seit den 2000er Jahren gestiegen, was nicht zuletzt das Medizinstudium und die anschließende Berufswahl beeinflusst hat.
Die ländlichen Gemeinden in Sachsen-Anhalt spüren die Folgen besonders stark. Hier ist der Zugang zu medizinischer Versorgung oft eingeschränkt. Die geringen Bevölkerungszahlen führen zu großen Einzugsgebieten für die vorhandenen Ärzte, was längere Anfahrtswege und damit weniger frequente Arztbesuche zur Folge hat. Die Ärztekammer macht zudem auf die hohe Krankheitslast und Multimorbidität älterer Menschen in ländlichen Gebieten aufmerksam.
Die Lage in der Kinder- und Jugendmedizin
Ein weiteres drängendes Problem ist der Mangel an Kinderärzten: In Sachsen-Anhalt gibt es nur gut neun Kinderärzte auf 100.000 Einwohner, in der Stadt Halle sind es etwa 11. Diese Situation gefährdet die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen, insbesondere in ländlichen Regionen. Innovative Versorgungskonzepte sind dringend erforderlich, um diese Herausforderung zu meistern.
Folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Lage werden bereits diskutiert:
- Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten
- Telemedizinische Verbindungen
- Digitale Vernetzung von Leistungserbringern
Wie bpb.de erläutert, ist es entscheidend, die medizinische Versorgung als Teil der Daseinsvorsorge zu betrachten. Hochwertige Gesundheitsdienstleistungen sollten unabhängig vom Wohnort erwartet werden können. Die aktuellen Strukturen in ländlichen Region stellen jedoch eine Herausforderung dar, die dringend angegangen werden muss.
Die KVSA hat angekündigt, weitere Lösungen zu entwickeln und die Versorgung durch gezielte Förderung von Medizinstudierenden sowie niedergelassene Ärzte zu verbessern. Dennoch bleiben viele Kommunen skeptisch und fordern mehr kreative Ansätze im Umgang mit dem Ärztemangel. Der Handlungsbedarf ist unbestritten, und die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt.