
Naomi Beckwith, die neu ernannte künstlerische Leiterin der nächste Documenta, hat am Dienstagabend in Kassel eine erste Präsentation zu ihrer Vision für die Documenta 16 gehalten. Während ihres Auftritts, der sowohl informativ als auch theatrale Elemente beinhaltete, nannte sie jedoch keinen konkreten Künstlernamen für die kommende Ausstellung, die vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden wird. Laut FAZ war es Beckwiths Ziel, die Documenta als ein „Experimentierfeld für Entdeckungen und Erweckungen“ zu gestalten. Zuvor war sie stellvertretende Direktorin am Solomon R. Guggenheim Museum in New York und hat sich einen Namen mit Ausstellungen gemacht, die sich intensiv mit schwarzer Kultur in der zeitgenössischen Kunst beschäftigen.
Beckwith, die in Chicago geboren wurde, betonte die Relevanz einer multikulturellen Gesellschaft, sowohl in ihrer Heimatstadt als auch im Rahmen ihrer neuen Rolle. Sie kündigte an, diesen Sommer nach Kassel zu ziehen und sucht bereits nach einer Wohnung sowie einem Lehrer für lokale Tänze. Ihre Herkunft aus Chicago bringt einen klaren Einfluss auf ihre Arbeit, da Kunst und Musik in ihrem Schaffensprozess eine zentrale Rolle spielen. Die Führungsposition übernimmt Beckwith, nachdem die letzte Documenta wegen Antisemitismus-Diskussionen in die Kritik geraten war, und sie erklärte zudem ihre Nulltoleranz gegenüber Rassismus.
Geplante Schwerpunkte und Künstler
In ihrer Präsentation erwähnte Beckwith konkret die Arbeit „Lake Interiors: AF-520 HD Still“ von Cauleen Smith, die kürzlich im Astrup-Fearnley Museum in Oslo erfolgreich ausgestellt wurde. Weitere Künstler, die sie als potenzielle Teilnehmer nannte, sind Artur Jafa, Glenn Ligon und Tavares Strachan. Letzterer ist bekannt für seine Neon-Schrift „We are in this together“, die auch das Wort „history“ beinhaltet. Diese Auswahl verdeutlicht Beckwiths Fokus auf spannende, respektvolle Dialoge zwischen Künstlern und dem Publikum.
Beckwiths Ansichten zur Kunst sind transformativ. Sie sieht sie als Raum für Dialog und Reflexion, dessen Grundlage im transkulturellen Austausch liegt. Der Vorsitzende des Kasseler Kulturbeirats, David Zabel, stellte eine humorvolle Frage zum Afrofuturismus, die Beckwith mit Bravour beantwortete. Dies zeigt nicht nur ihr Engagement für eine inklusive Kunstszene, sondern auch ihre Fähigkeit, mit Leichtigkeit auf kritische Themen zu reagieren.
Neuausrichtung der Documenta
Die Neuausrichtung der Documenta erfolgt unter den Augen einer internationalen Findungskommission, bestehend aus sechs Experten, die den Auswahlprozess der künstlerischen Leitung begleiten. Die Kommission, mit Mitgliedern wie Yilmaz Dziewior und Sergio Edelsztein, hat die Aufgabe, Konzepte und wegweisende Persönlichkeiten für die nächste Documenta zu wählen, wie es in einem Bericht von documenta.de dargelegt wird.
Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller und der Hessische Staatsminister Timon Gremmels haben sich positiv über Beckwiths Ernennung geäußert und betont, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Vorfällen der Documenta 15 stattgefunden hat. Eine Managementberatung hat Empfehlungen erarbeitet, die unter anderem einen Verhaltenskodex für Mitarbeiter der Documenta-Gesellschaft umfassen, auch wenn dieser nicht für die künstlerische Leitung gilt.
Beckwith ist nicht nur eine Symbolfigur, sondern auch eine Akteurin im Streben nach einer respektvollen und integrativen Kunstszene. Ihr Ansatz könnte die Dynamik dieser wichtigen Kunstschau entscheidend beeinflussen. Sie hebt die Stärke unterschiedlicher Identitäten hervor und fordert eine respektvolle Auseinandersetzung, die sich auch in ihrem künstlerischen Konzept widerspiegeln wird.