
Tausende von ehemaligen Gastarbeitern aus dem Gazastreifen sind seit dem 7. Oktober 2023 in Israel und dem Westjordanland gestrandet. Diese Menschen gelten als „illegale“ Migranten, da ihre Arbeitsgenehmigungen infolge des Kriegs vor fast sechs Monaten für ungültig erklärt wurden. Dies betrifft auch viele Patienten, die nun in einem rechtlichen Graubereich leben und um ihre Abschiebung fürchten. Husam Ayad, ein ehemaliger Gastarbeiter, erzählt von seiner schwierigen Situation. Er lebt seit 16 Monaten in einem Keller im Westjordanland, nachdem er seine Arbeit verloren hat.
Vor dem Ausbruch des Konflikts hatte Israel etwa 18.500 Arbeitsgenehmigungen an Menschen aus dem Gazastreifen erteilt. Diese Regelung sollte dazu dienen, Spannungen zu reduzieren und Familien zu unterstützen. Nach dem Kriegsausbruch wurden jedoch die Genehmigungen entzogen und rund 12.000 Gastarbeiter ins Westjordanland transferiert. Die palästinensische Gesundheitsbehörde hat mittlerweile für circa 4.500 von ihnen eine Rückkehr organisiert, doch es gibt auch Berichte über Fällen, in denen ehemaligen Gastarbeitern die Rückkehr verweigert wurde, häufig begleitet von illegalen Verhaftungen.
Prekäre Lebensbedingungen
Im Westjordanland leben bis zu 3.800 ehemalige Gastarbeiter unter äußerst prekären Bedingungen. Die israelische Koordinierungsstelle COGAT hat sich nicht zu den Rückkehrmöglichkeiten geäußert und gleichzeitig die humanitäre Situation ignoriert. Ein Beispiel hierfür ist der Fall von Mohammad Abu Ghalwa, einem fünfjährigen Patienten, der auf Medikamente angewiesen ist, die er im Gazastreifen nicht erhalten kann. Seine Mutter, Nisma, macht sich ernsthafte Sorgen um eine mögliche Abschiebung, die für ihren Sohn fatale Konsequenzen hätte.
Nisma ist seit 16 Monaten im Krankenhaus neben ihrem Sohn und denkt oft an ihren anderen Sohn, der im Gazastreifen getötet wurde. Diese individuellen Schicksale verdeutlichen die gravierenden humanitären Herausforderungen, die in der Region zunehmen.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Unsicherheiten
Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges sind ebenfalls gravierend. Israel plant, die etwa 18.000 seit Kriegsbeginn in Israel und dem Westjordanland gestrandeten Arbeitskräfte zurück nach Gaza zu schicken. Dies hat zur Folge, dass insbesondere die Bau- und Landwirtschaft negativ betroffen sind, wo viele dieser Arbeiter bislang eine wesentliche Rolle spielten. Zudem wurde die israelische Wirtschaft, die hauptsächlich durch das Hightech-Business geprägt ist, zunehmend instabil, da etwa 80% der neuen Start-ups ihren Sitz ins Ausland verlagert haben.
Die israelische Regierung plant, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, um die Lücken zu schließen, die durch das Fehlen der palästinensischen Arbeiter entstehen. Experten verweisen jedoch auf die Unsicherheiten, die durch die aktuellen geopolitischen Spannungen und die beschleunigte militärische Mobilisierung von Reservisten in Israel entstanden sind, die bereits 360.000 Männer umfasst.
Die Flüchtlingsbewegungen in der Region sind nicht neu, wie die Historie zeigt. In den 1980er Jahren war der Nahe und Mittlere Osten bereits Zeuge massiver Flüchtlingsströme, insbesondere im Kontext von Konflikten, die in dieser Zeit auftraten. Migration, Flucht und Asyl sind zentrale Themen, die die politische Landschaft bis heute prägen. Humanitäre Hilfsmaßnahmen und Flüchtlingspolitik stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie vor Jahrzehnten, während parallele Spannungsherde weiterhin bestehen.
Die aktuelle Situation erfordert sowohl internationale Aufmerksamkeit als auch dringende humanitäre Maßnahmen, um das Leiden der betroffenen Menschen zu lindern.