
Saint-Gobain Isover plant, die Produktion von Glaswolle im Werk Bergisch Gladbach bis Ende Juli 2023 einzustellen. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Belegschaft, da etwa 160 von 220 Mitarbeitenden von der Schließung betroffen sind. Der 120 Meter hohe Schornstein des Unternehmens, ein markantes Wahrzeichen der Stadt, wird damit zu einem Symbol des Endes einer Ära.
Das Werk in Bergisch Gladbach hat eine lange Geschichte. Es wurde in den 1930er Jahren von Ingenieur Friedrich Rosengarth gegründet, wobei die Glaswatte GmbH 1931 die Produktion aufnahm. Bis 1935 erwarb der französische Konzern Saint-Gobain Anteile und wurde 2000 in „Saint-Gobain Isover G+H AG“ umbenannt. Trotz der Schließung wird der Hochleistungsdämmstoff „Ultimate“ weiterhin in der Anlage produziert, doch dieser stellt nur einen kleinen Teil der Gesamtproduktion dar.
Ein Rückgang in der Bauindustrie
Die Entscheidung zur Einstellung der Glaswolleproduktion ist auf erhebliche Einbrüche in der Baubranche zurückzuführen. Insbesondere der Rückgang der Nachfrage nach Dämmstoffen für Einfamilienhäuser hat die Geschäftsstrategie von Isover maßgeblich beeinflusst. Infolgedessen plant Saint-Gobain, die Glaswolleproduktion in Deutschland künftig im größeren Werk in Speyer zu konzentrieren.
Ein Sozialplan soll für die betroffenen Mitarbeitenden erstellt werden, und es besteht die Möglichkeit, dass Angestellte in andere Isover-Werke wechseln können. Die Mitarbeitenden wurden bis zum Donnerstag um 16:30 Uhr über die Pläne informiert. Das Unternehmen betont, dass es sich bemühen wird, Lösungen für die anstehenden Herausforderungen zu finden.
Perspektiven und Investitionen
Die Zukunft des Unternehmens wird unter dem Zeichen von Umstellungen und Investitionen stehen. Im Jahr 2021 wurde zum 90-jährigen Bestehen des Werks ein klimaneutraler Umbau angekündigt. Dieser Umbau umfasst auch die Schmelzwanne, die für die Glaswolleproduktion verwendet wird. Während diese stillgelegt wird, bleibt eine kleinere Anlage für die Produktion von Rohrschalen aus Hochleistungsmineralwolle in Betrieb.
Aktuell ist das Werk in Speyer als Knotenpunkt für die Glaswolleproduktion in Deutschland vorgesehen. Saint-Gobain investierte jüngst 38 Millionen Euro in die Renovierung eines Glaswollwerks in Südwestdeutschland. Diese Umbauten sollen nicht nur den Energieverbrauch um 10 bis 20% senken, sondern auch die Effizienz und Qualität der Produkte verbessern.
Saint-Gobain hat sich als führendes Unternehmen im Bereich nachhaltiger Leichtbau positioniert, das Materialien und Dienstleistungen für den Bausektor bereitstellt. In Deutschland erzielte Isover im Jahr 2019 einen Jahresumsatz von rund 358 Millionen Euro und beschäftigt etwa 1.000 Mitarbeitende aus über 20 Nationen. Das Unternehmen hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis 2050 CO2-Neutralität zu erreichen, was die Relevanz und Verantwortung seines Handelns unterstreicht.