
Hoyerswerda, einst eine kleine Kommune in der Lausitz, erlebte durch die Braunkohle einen erstaunlichen Aufstieg und verwandelte sich in eine bedeutende Stadt. Diesem Wirtschaftswunder folgte jedoch schnell ein dramatischer Niedergang, der die Region stark prägte. Raj Kollmorgen, ein Soziologe, hat sich intensiv mit diesem Wandel beschäftigt und beleuchtet die Entwicklungen, die Hoyerswerda und die gesamte Lausitz betreffen. Der Strukturwandel erfordert nicht nur Anpassungen in der Wirtschaft, sondern beeinflusst auch tiefgreifend die sozialen Strukturen vor Ort.
Die Lausitz, die sich über Teile von Brandenburg, Sachsen und Polen erstreckt, war 150 Jahre lang auf die Braunkohlewirtschaft angewiesen. Laut rbb24 soll allerdings die Kohlenutzung bis 2038 eingestellt werden. Diese entscheidende Veränderung hat bereits weitreichende Diskussionen und Planungen ausgelöst. Die Region erhält Milliarden Euro an Unterstützung, um den bevorstehenden Strukturwandel zu bewältigen, doch sorgt eine weit verbreitete Skepsis unter den Einwohnern für Besorgnis.
Der Strukturwandel in der Lausitz
Wie die bpb berichtet, ist der Begriff „Strukturwandel“ entscheidend für das Verständnis der gegenwärtigen Situation. Er beschreibt grundlegende Veränderungen in sozialen, wirtschaftlichen und administrativen Abläufen. Insbesondere der Kohleausstieg bis 2038 hat massive Auswirkungen auf die Region. Nach der Wende, 1990, kam es zu einem dramatischen Strukturbruch, der mit einem signifikanten Rückgang der Arbeitsplätze einherging.
In den letzten zwei Jahrzehnten sind viele Menschen aus der Lausitz weggezogen – fast jeder fünfte Bewohner. Diese Abwanderung schürt Ängste und wirft Fragen nach der Zukunft der verbliebenen Bevölkerung auf. Die noch aktiven Kraftwerke und Tagebaue sind umstritten, vor allem wegen ihrer Emissionen. Die Debatten über den Kohleausstieg wurden vor allem durch die Bundestagswahl 2017 angestoßen, die zur Einsetzung einer Kohlekommission im Jahr 2018 führte. Diese Kommission einigte sich auf den Kohleausstieg bis 2038 mit umfangreichen Strukturhilfen für die Region.
Herausforderungen und Chancen
Dennoch bringt der Strukturwandel ebenso erhebliche Herausforderungen mit sich. Es bedarf neuer Visionen und Governance-Strukturen auf kommunaler Ebene, um den Wandel erfolgreich zu gestalten. Engagierte Akteure in der Region arbeiten über Themen wie Industriekultur und digitale Bildung. Doch viele stehen unter Druck und sind strukturell überfordert. Bürgermeister*innen müssen neue Verwaltungskapazitäten aufbauen und gleichzeitig den steigenden Rechtspopulismus bekämpfen.
Ganz besonders sensibel ist die Situation für die Auszubildenden im Energieunternehmen LEAG, die sich in einer Phase der Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft befinden. Verantwortungsträger in der Region wie die Lausitzbeauftragten haben zwar den Auftrag, als Brücke zwischen der Region und übergeordneten Politikebenen zu fungieren, doch die erhofften Impulse blieben bislang aus.
Der Erfolg des Strukturwandels hängt auch stark von der Bürgerbeteiligung ab. Die Notwendigkeit einer stärkeren Mitbestimmung der Bevölkerung wird immer offensichtlicher. Über die Jahre haben sich die Erfahrungen aus den 1990er Jahren als prägend für das aktuelle Bewusstsein herausgestellt. Immer wieder zeigt sich, dass Unsicherheiten bestehen und Ressourcen umkämpft sind, was das Beharrungsvermögen mancher Institutionen zusätzlich verstärkt.
Die kommenden zwei Jahrzehnte stellen eine entscheidende Phase für die Lausitz dar, in der etwa 17 Milliarden Euro in den Strukturwandel investiert werden sollen. Um jedoch den zukünftigen Enttäuschungen vorzubeugen, sollte Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle im Wandel spielen. Beispiele erfolgreicher Veränderungen aus anderen Regionen können als wertvolle Impulse dienen, um den Strukturwandel in der Lausitz zu positivieren.