
Die Entwicklung der deutschen Kurorte ist ein faszinierendes Thema, das eng mit der Geschichte des Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert verknüpft ist. In Thüringen, einem Bundesland, das für seine vielfältige Kur- und Heilbäderlandschaft bekannt ist, nehmen Orte wie Bad Berka und Bad Salzungen eine zentrale Rolle ein. Beide Kurorte haben seit der Weimarer Republik, über die NS-Zeit bis hin zur DDR und der Gegenwart einen signifikanten architektonischen Wandel durchlebt. Experten warnen jedoch vor dem Verlust dieses wertvollen Erbes.
Dr. Oliver Sukrow, ein Architekturhistoriker von der TU Darmstadt, wird in zwei Vorträgen die Entwicklung der Architektur in Kurorten untersuchen und deren Beziehung zu Gesundheit und Landschaft in den letzten 100 Jahren reflektieren. Dies geschieht in Kooperation mit dem Internationalen Heritage-Zentrum der Bauhaus-Universität Weimar. Die Vorträge sind für den 31. März 2025 in Bad Berka und den 1. April 2025 an der Bauhaus-Universität Weimar angesetzt, und der Eintritt ist frei.
Architektonisches Erbe und Herausforderungen
Das architektonische Erbe von Kurorten wie Bad Berka ist vielerorts bedroht. Die stetige Entwicklung von Infrastruktur und Wohnraum stellt eine Herausforderung dar, die nicht nur die bauliche Substanz, sondern auch die Identität dieser Orte gefährdet. Architektonische Veränderungen sind nicht nur ein Resultat von ökonomischen Gegebenheiten, sondern wurden auch durch politische und gesellschaftliche Umbrüche im Laufe des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst.
Die bundesweite Liste deutscher Kurorte, die auch Bad Berka und weitere Thüringer Kuren wie Bad Liebenstein oder Bad Salzungen umfasst, spiegelt die Vielfalt an Heilmethoden wider. Während Thüringen mit Kurorten wie Bad Frankenhausen, Bad Tabarz und Bad Klosterlausnitz aufwarten kann, sind in Deutschland insgesamt zahlreiche weitere Kurorte anzutreffen, darunter bekannte Namen aus Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Gesundheitstourismus im Fokus
Um die Attraktivität Thüringens als Tourismus- und Wirtschaftsstandort zu unterstützen, bedarf es einer konsequenten Ausnutzung der Potenziale im Gesundheitstourismus. Eine Analyse aller Thüringer Heilbäder und Kurorte wurde 2020 in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Heilbäderverband durchgeführt. Die daraus resultierende „Studie zur Fortentwicklung der Thüringer Heilbäder und Kurorte“ wurde 2021 vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft veröffentlicht.
Die Anerkennung als Heilbad oder Kurort erfordert die Erfüllung strenger Qualitätsstandards. Der Deutsche Tourismusverband (DTV) zertifiziert unter anderem Touristinformationen und Gastgeber. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Barrierefreiheit. Kurorte müssen sich auf ein gemischtes Publikum einstellen, darunter Kurgäste, Reha-Patienten und Erholungssuchende. Hierzu spielt das Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ eine wesentliche Rolle.
Obwohl Thüringer Kurorte im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Bayern möglicherweise weniger bekannt sind, bieten sie eine wertvolle Angebotsvielfalt im Bereich Gesundheit und Erholung. Der Fokus auf den Gesundheitstourismus stellt nicht nur eine Chance für die Kurorte dar, sondern auch für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung der Region.
Die Vorträge von Dr. Oliver Sukrow bieten eine einmalige Gelegenheit, die historische und kulturelle Bedeutung dieser Kurorte zu erkennen und gleichzeitig den Herausforderungen, vor denen sie stehen, ins Auge zu sehen.