
Am Sonntag, dem 9. März 2025, läutet die Fridolinsglocke zur Fridolinsprozession in Bad Säckingen. Diese Glocke, gegossen im Jahr 1752 in Waldshut, ist eine der wenigen, die das Schicksal vieler ihrer Artgenossen überstanden hat. Sechs weitere Glocken, die sich im Nordturm des St. Fridolinsmünsters befinden, ersetzen vier Glocken, die zwischen 1913 und 1938 von der Glockengießerei Grüninger in Villingen gefertigt wurden. Diese vier Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg aufgrund einer Anweisung des nationalsozialistischen Regimes vom 15. März 1940 zur Abgabe als Rohstoff für die Kriegsführung eingeschmolzen.
Im Rahmen einer umfassenden Erfassung von Kirchenglocken meldete Stadtpfarrer Ludwig Herr am 11. Mai 1940 die Glocken des St. Fridolinsmünsters zur Sammlung an. Dies war Teil eines größeren Plans, durch den das Erzbistum Freiburg gezwungen wurde, rund 2600 Glocken abzuliefern. Dabei gingen erschreckende 84% dieser Glocken verloren. Die Stadt Säckingen meldete am 6. August 1940 unter anderem auch Denkmäler zur Abgabe, die dann im November 1941 abgerissen wurden.
Glocken und ihre Rückkehr
Im Dezember 1941 begann die Sammlung von kriegswichtigen Metallen im Landkreis Säckingen, und am 18. Dezember 1942 wurden drei Glocken aus dem Nordturm sowie eine weitere 100 kg schwere Glocke aus dem Dachreiterturm nach Hamburg gesandt. Die Fridolinsglocke folgte diesem Schicksal und wurde am 10. Januar 1943 zu einem sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg gebracht. Diese Lagerstätte war alles andere als ein Ort der Würde, denn über 10.000 Kirchenglocken waren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs dort im Hamburger Freihafen eingelagert. Die Militärbehörden hatten sie als Metallreserve für die Rüstungsindustrie beschlagnahmt, ein Vorgang, der vielen Glocken das Leben kostete.
Wie NDR berichtet, waren von den Glocken, die abgehängt wurden, 77% zum Einschmelzen bestimmt. Während des Krieges gingen fast 80% aller Glocken verloren, was das kulturelle Erbe vieler Gemeinden stark beeinträchtigte. Lediglich durch den Widerstand der Kirchen konnten etwa 5% der Glocken in ihren Kirchtürmen verbleiben. Der Rücktransport der erhaltenen Glocken in ihre Heimatgemeinden begann erst im Januar 1947.
Die Rückkehr der Fridolinsglocke
Die Fridolinsglocke fiel jedoch nicht dem Schicksal der meisten anderen Gebäude und Gegenstände anheim. Dank des hartnäckigen Wunsches von Stadtpfarrer Hugo Herrmann, der 1946 die Rückkehr der Glocke forderte, wurde sie schließlich nach Bad Säckingen zurückgebracht. Nach der Freigabe der Glocken durch die Militärbehörden wurde die Rückführung organisiert, die am 15. Februar 1948 feierlich im St. Fridolinsmünster stattfand. Während zahlreiche anderen Glocken unwiederbringlich verloren gingen, kehrten die sechs neuen Glocken, die ab 1952 im Nordturm gegossen wurden, zurück, um die vermissten Klänge zu ersetzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fridolinsglocke nicht nur ein Symbol des Glaubens ist, sondern auch die dunklen Kapitel ihrer Geschichte überlebt hat. Der Weg vom Glockenfriedhof Hamburg zurück ins Münster spiegelt die Notwendigkeit wider, kulturelles Erbe zu bewahren und an die Schrecken der Vergangenheit zu erinnern. Während viele Glocken verloren gingen, bleibt die Fridolinsglocke ein Zeugnis erhaltener Tradition und Geschichte.