
Aktuelle Daten zeigen, dass der Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland im Jahr 2023 bei 28,7 % liegt. Dies ist ein Anstieg im Vergleich zu 25,8 % im Jahr 1992 und 30,3 % im Jahr 2011. Trotz dieser Fortschritte bleibt die Gleichberechtigung auf Führungsebene eine Herausforderung. Eine Studie aus Trier unterstreicht, dass sich die Verteilung in typischen mittelständischen Unternehmen, welche im Durchschnitt 122 Beschäftigte zählen, aus drei Männern und einer Frau auf der Führungsebene zusammensetzt. Diese Erkenntnisse wurden von MDR veröffentlicht.
Trotz einer steigenden Erwerbsquote unter Frauen, die laut bpb aktuell bei 70 % liegt, ist ihr Anteil an Führungspositionen nach wie vor besorgniserregend niedrig. Während Frauen 51 % der deutschen Bevölkerung ausmachen, sind nur 44 % der Berufstätigen weiblich. Bei der Studie fällt auf, dass in Familienunternehmen kein signifikanter Unterschied im Frauenanteil im Management im Vergleich zu Nicht-Familienunternehmen besteht. Rena Haftlmeier-Seiffert von der EQUA-Stiftung äußerte sich überrascht über den Gleichstand und vermutet, dass der Eindruck von mehr weiblichen Führungskräften in Familienunternehmen durch die häufige Nachfolge von Töchtern entsteht.
Herausforderungen und Handlungsbedarf
Die Studie identifiziert verschiedene kulturelle und strukturelle Hindernisse, die Frauen am Aufstieg in Führungspositionen hindern. Dazu zählen traditionelle Rollenerwartungen sowie mangelnde Unterstützung durch Partner. Das Phänomen der „gläsernen Decke“, das unsichtbare Barrieren beschreibt, bleibt weiterhin ein ernstzunehmendes Hindernis für Frauen auf ihrem beruflichen Weg. Die Ergebnisse verdeutlichen auch die Notwendigkeit, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern, indem mehr Betreuungsplätze geschaffen und flexiblere Arbeitsbedingungen ermöglicht werden.
Der Anteil weiblicher Führungskräfte variiert zudem stark je nach Branche. So liegt er im Gesundheits- und Sozialwesen bei 40 %, während er in Banken und Versicherungen nur zwischen 8 % und 18 % beträgt. Innerhalb der DAX30-Unternehmen sind lediglich vier Frauen in Vorständen vertreten, was die Unterrepräsentation deutlich macht. Unternehmen müssen innovative Strategien entwickeln, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Eine Studie von McKinsey hat gezeigt, dass Firmen mit einem höheren Anteil an weiblichen Führungskräften tendenziell höhere Gewinne erzielen.
Der Weg zur Gleichberechtigung
Es ist evident, dass ein Wandel in der Unternehmensstruktur sowie in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen notwendig ist, um Geschlechterstereotype abzubauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Historische Daten belegen, dass der Frauenanteil in Führungspositionen zwischen 2001 und 2006 um 5 % angestiegen ist. Dennoch bleibt die Frage, wie diese positive Entwicklung nachhaltig gesichert werden kann. Die Implementierung gesetzlicher Vorgaben zur Frauenquote in anderen Ländern könnte als Modell für Deutschland dienen, wo zum Beispiel die Deutsche Telekom bereits 2010 eine freiwillige Frauenquote von 30 % bis 2015 einführte.
Insgesamt ist der Fortschritt bei der Schaffung einer gleichberechtigten Unternehmensführung noch nicht ausreichend. Der Bedarf an hochqualifizierten Führungskräften ist angesichts des globalen Wettbewerbs größer denn je, und die Gesellschaft kann es sich nicht leisten, die Hälfte ihres potenziellen Talents, das in der weiblichen Bevölkerung liegt, im Schatten der Ungleichheit zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass durch die angesprochenen Handlungsoptionen endlich substanzielle Veränderungen erreicht werden.