
Am 16. November 2024 wurde Boualem Sansal, der algerisch-französische Schriftsteller und Friedenspreisträger, am Flughafen Algier festgenommen. Der Grund: angebliche abfällige Äußerungen zur Souveränität Algeriens. Seit mehr als 100 Tagen befindet sich Sansal in Haft, wodurch seine schwierige Lage in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit gerückt ist. Der Abend des 6. März 2025 im Deutschen Theater Berlin war dem Aufruf zur Solidarität mit Sansal gewidmet.
Die Veranstaltung, organisiert vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem Merlin Verlag und dem Kulturmagazin Perlentaucher, versammelte zahlreiche prominente Schriftsteller wie Liao Yiwu, Herta Müller, Irina Scherbakowa und Kamel Daoud. Diese Stimmen forderten lautstark die sofortige Freilassung Sansals und betonten die Bedeutung von Freiheit und das Recht, Verhältnisse zu kommentieren. Miteinander wurde seine Situation und die Kontrolle der Kultur in Algerien diskutiert, wo kreative Persönlichkeiten zunehmend unter Druck stehen.
Solidarität und Aufmerksamkeit
Daniel Kehlmann und andere führten eine Protestnote am Algerienstand der Internationalen Tourismus Börse (ITB) durch. Gleichzeitig ließ die Verlegerin von Sansal verlauten, dass es zahlreiche Sorgen um seine Gesundheit gebe, zumal sein Krebserkrankung hinzu kompliiziert wird durch zeitweise Hungerstreiks. Sein französischer Anwalt hatte zudem größere Schwierigkeiten, da ihm kein Visum ausgestellt wurde.
Die Veranstaltung umfasste nicht nur Lesungen aus Sansals Werken, darunter der dystopische Roman „2084“, sondern auch Gespräche über die politische und kulturelle Situation in Algerien. Kamel Daoud konstatierte: „Die Situation ist blockiert, es gibt keine Hoffnung“. Er rief dazu auf, die Verhaftung Sansals auch international bekannt zu machen, um so Druck auf die algerischen Behörden auszuüben.
Ermutigende Unterstützung und weitere Maßnahmen
Die Solidaritätsaktion war nicht die erste ihrer Art und wird wahrscheinlich nicht die letzte bleiben. Schriftsteller weltweit fordern, dass kein Schriftsteller aufgrund seiner Meinungen inhaftiert sein sollte. In diesem Kontext startete die Stiftung Freedom of Expression des Börsenvereins eine Spendenaktion zur Unterstützung juristischen Beistands für Sansal. Das Spendenkonto hat bereits Gegenstand öffentlichkeitswirksamer Aktionen gefunden.
Die Situation ist Teil eines größeren Bildes der Einschränkungen von Meinungs- und Medienfreiheit in Algerien, wo seit den Hirak-Protesten 2019 die Repressionen gegenüber medienschaffenden Personen zugenommen haben. Das Europäische Parlament hat sich ebenfalls einschlägig mit den Umständen der Meinungsfreiheit in Algerien beschäftigt und verlangt die sofortige Freilassung aller willkürlich festgenommenen Personen.
Die algerische Regierung sieht sich weiterhin internationalem Druck ausgesetzt, sollte sie nicht erste Schritte zur Verbesserung der Freiheit von Presse und Meinungsäußerung unternehmen. Die Inhaftierung von Boualem Sansal und anderen Journalisten und Medienschaffenden wird als Angriff auf die Grundlage einer pluralistischen Gesellschaft wahrgenommen, die gerade in Übergangszeiten essenziell ist.