
Das Innenministerium in Baden-Württemberg hat auf eine Anfrage der FDP-Fraktion reagiert und die ideologische Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen durch extremistische Gruppen thematisiert. Laut einem Bericht der Schwäbischen Zeitung gibt es eine Vielzahl von Organisationen, die gezielt Feriencamps und Veranstaltungen für junge Menschen anbieten, um diese ideologisch zu beeinflussen.
Besonders auffällig ist die Tätigkeit eines Kulturvereins aus dem islamistischen Spektrum, der Feriencamps für Kinder und Jugendliche in Stuttgart veranstaltet. Doch auch rechtsextreme Gruppen sind aktiv; so organisieren etwa die „Reichsbürger“ und die Gruppierung „Königreich Deutschland“ Wanderungen, bei denen Kinder mitgebracht werden können. Darüber hinaus bieten türkisch-rechtsextremistische Organisationen Koranunterricht und sportliche Aktivitäten wie Fußballturniere an.
Vielfältige Extremismusformen
In der Region treiben auch die „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) und linksextremistische türkische Gruppen ihr Unwesen. Während die PKK sportliche Festivals in Freiburg organisiert, gibt es in Stuttgart Kinderfeste, die von türkischen Linksextremisten ausgerichtet werden. Auch Scientology versucht, durch Unterrichtsmaterialien in Schulen Einfluss auf Kinder und Jugendliche zu nehmen.
Eine rechtsextremistische Kleinpartei namens „Der III. Weg“ veranstaltet in Lindau einen Infostand und bietet Basteltische für „deutsche Jungen und Mädchen“ an. Diese Aktivitäten zeigen, wie vielfältig Extremismus in seiner Form und Ansprache ist. Über Telegram-Kanäle verkaufen Islamisten zudem Spielsachen und Kinderbücher, die ideologisch gefärbt sind.
Einflüsse und Radikalisierung
Kinder und Jugendliche sind jedoch nicht nur externen Einflüssen von extremistischen Gruppen ausgesetzt. Auch das Elternhaus spielt eine maßgebliche Rolle, besonders in extremistischen Milieus. Es wurden Fälle von Schulentziehungen dokumentiert, die im Reichsbürgermilieu vorkommen. Diese sozialen Isolationen tragen dazu bei, dass betroffene Jugendliche gefährdet sind.
Im Jahr 2023 wurden 95 extremistische Straftaten von Personen unter 18 Jahren registriert. Die überwiegende Mehrheit der Tatverdächtigen war männlich. Schulen haben erschreckende Meldungen zu Schmierereien mit NS-Symbolen und dem Zeigen des Hitlergrußes zu berichten. Diese extremistischen Tendenzen zeigen den dringenden Bedarf an Maßnahmen zur Prävention und Intervention.
Präventionsmaßnahmen und Evidenzbasierung
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, setzt die Bundesregierung im Nationalen Präventionsprogramm gegen islamistischen Extremismus auf evidenzbasierte Konzepte. Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt, dass evidenzbasiert bedeutet, wissenschaftlich belegte Zusammenhänge zwischen Strategien und den angestrebten Ergebnissen zu haben.
Evidenzbasierte Prävention zielt darauf ab, soziale Probleme wie Extremismus frühzeitig zu erkennen und wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zu ergreifen. Der Prozess umfasst dabei die Zusammenarbeit von Forschern und Praktikern, um die Wirksamkeit von Maßnahmen zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen. Doch die Herausforderungen bleiben groß, da es an belastbaren Informationen zur Wirksamkeit bestehender Präventionsansätze mangelt.
Die Rolle der Kontaktaufnahme zu Andersdenkenden wurde als zentral für die Prävention von Radikalisierung hervorgehoben. Durch den Austausch und dialogische Ansätze könnten gefährdete Jugendliche neue Perspektiven gewinnen. Für einen effektiven Umgang mit Extremismus sind präventive Maßnahmen dringend notwendig, um die Gesellschaft vor ideologischer Beeinflussung zu schützen.