
Am 5. März 2025 ruft die Gewerkschaft Verdi zum Frauenstreik in Nordrhein-Westfalen auf, um für mehr Lohngerechtigkeit zu kämpfen. Der Streik konzentriert sich auf Berufe des öffentlichen Dienstes, insbesondere in der Kinderbetreuung, Pflege und sozialen Einrichtungen. Der Anlass dieser Mobilisierung ist der bevorstehende Aktionstag „Equal Pay Day“ am 7. März, gefolgt vom Internationalen Frauentag am 8. März. Die Mehrheit der Beschäftigten in diesen Bereichen sind Frauen, was die Dringlichkeit des Anliegens unterstreicht, auf die bestehenden Entgeltungleichheiten hinzuweisen. Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass in Städten wie Köln, Bonn, Leverkusen, sowie im Ruhrgebiet, Westfalen und Münsterland zu Warnstreiks aufgerufen wird.
Die Vize-Vorsitzende von Verdi, Christine Behle, hebt hervor, dass Frauen oft unter Doppelt- und Dreifachbelastungen leiden, während sie in stark unterbezahlten Berufen tätig sind. Das Motto der geplanten Kundgebung in Dortmund lautet: „Die Welt steht still, wenn wir die Arbeit niederlegen“, was die Symbolik der Aktion unterstreicht. Erwartet werden mehrere Tausend Teilnehmer in Köln, zudem sind Demonstrationen in Städten wie Essen, Duisburg und Gütersloh geplant. Die Tarifauseinandersetzung dauert bereits seit vier Wochen an und führte bereits zu Schließungen von Kitas und Bürgerbüros, die Müllabfuhr und öffentliche Verkehrsmittel sind ebenfalls betroffen.
Forderungen und Reaktionen
Verdi hat klare Forderungen: Eine Entgelterhöhung von 8 Prozent oder mindestens 350 Euro mehr pro Monat, außerdem höhere Zuschläge für belastende Arbeitszeiten sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber hingegen haben diese Forderungen als nicht finanzierbar abgelehnt. Die dritte Tarifgesprächsrunde soll am 14. März in Potsdam stattfinden, und die Gewerkschaft schließt weitere Warnstreiks nicht aus. Verdi verweist darauf, dass die bisherigen Gespräche am 18. Februar ohne ein konkretes Angebot endeten.
Dieser Warnstreik kommt in einem Kontext von tiefgreifenden Problemen im Bereich der sozialen Berufe. Eine aktuelle Erhebung zeigt, dass die Arbeitsbedingungen in der Pflege und sozialen Arbeit problematisch sind. Eine hohe Anzahl von Beschäftigten leidet unter unbesetzten Stellen. In der Pflege sind dies 79,1 %, in der Sozialarbeit 63,9 % und in Kitas 78,3 %. Zudem können viele Beschäftigte unter den aktuellen Bedingungen nicht bis zum Rentenalter in ihrem Beruf verbleiben.
Gender-Pay-Gap und Verdienstungleichheit
Der Kampf um Lohngerechtigkeit ist besonders relevant vor dem Hintergrund des Gender-Pay-Gaps in Deutschland, der im Jahr 2024 bei 16 Prozent lag. Dieser Gap beschreibt den durchschnittlichen Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern und umreißt nicht nur die Forderungen nach mehr Geld, sondern verdeutlicht auch die Diskrepanz in der Verdienststruktur. Destatis erklärt, dass es sowohl einen unbereinigten als auch einen bereinigten Gender-Pay-Gap gibt. Der unbereinigte Wert reflektiert die Gesamtverdienste, während der bereinigte Gap Unterschiede aufgrund von Beruf, Branche und Qualifikation bewertet.
Der Gender-Pay-Gap ist ein zentraler Indikator für Verdienstungleichheit und umfasst auch Aspekte wie die Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeitunterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese drei Dimensionen sind entscheidend, um die Ursachen von Lohnungerechtigkeiten zu verstehen. Mit den geplanten Aktionen fordert Verdi nicht nur eine Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen, sondern auch eine grundlegende Wertschätzung der Arbeit, die in diesen sozialen Berufen geleistet wird.