
Im Jahr 2024 erlebte die deutsche Agrarbranche einen markanten Rückgang beim Verkauf von Traktoren. Der Allgäuer Traktorenbauer Fendt, ein Tochterunternehmen der AGCO Corporation, hat in diesem Kontext besonders auffällige Zahlen veröffentlicht. Nach einem Rekordjahr 2023, in dem über 21.800 Traktoren verkauft wurden, sank der Absatz im Jahr 2024 deutlich unter die 20.000-Marke. Insgesamt wurden rund 19.290 Traktoren verkauft, was einen Rückgang von etwa 2.500 Einheiten im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Der Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff äußerte sich jedoch optimistisch über die Geschäftsentwicklung und prognostizierte für das Jahr 2025 ähnliche Verkaufszahlen wie 2024.
Diese Trends sind nicht isoliert, sondern spiegeln einen umfassenderen Rückgang im europäischen Markt wider. Die Verkaufszahlen in 22 untersuchten europäischen Ländern sind im Gesamtvergleich um etwa 13 % gefallen, wobei Deutschland als führendes Land für Traktorenverkäufe in Europa gilt. In dieser Region verzeichneten viele Hersteller eine Abnahme der Verkaufszahlen, wobei die Argo-Gruppe mit einem Rückgang von 25 % die Spitze dieser Negativentwicklung einnahm. Fendt verzeichnete mit einem Rückgang von nur 0,8 % den geringsten Verlust unter den großen Herstellern, während andere Marken wie John Deere und Kubota ähnliche Rückgänge von 11,9 % beziehungsweise 11,7 % erlitten.
Marktsituation und Ausblick
Die aktuelle Marktlage zeigt, dass die Hersteller in den vergangenen drei Jahren mit einem signifikanten Rückgang von Verkaufszahlen bei Agrarmaschinen in Europa konfrontiert sind. Gröblinghoff schätzt, dass eine spürbare Erholung erst für 2026 zu erwarten ist, wenn Fendt plant, wieder mehr als 20.000 Traktoren pro Jahr zu produzieren. Das Unternehmen beschäftigt derzeit mehr als 8.000 Mitarbeiter, wobei rund 5.000 in dem Standort Marktoberdorf tätig sind.
Der europäische Markt für landwirtschaftliche Traktoren ist jedoch weiter im Wandel. Laut einer jüngsten Studie wird die Marktgröße für landwirtschaftliche Traktoren in Europa bis 2029 voraussichtlich auf 19,66 Milliarden USD ansteigen. Die jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 4,90 % zwischen 2024 und 2029 deutet auf zukünftige Stabilität und weiteres Wachstum hin.
Wettbewerbslandschaft
Die Wettbewerbsstruktur in Europa ist hochkonzentriert. Neben Fendt spielen Unternehmen wie Deere & Company, CLAAS, CNH Industrial und Kubota eine entscheidende Rolle. Deutschland, das Vereinigte Königreich und Frankreich sind die größten Märkte innerhalb der EU. Insbesondere hat Deutschland bei der Produktion und Zulassung von Traktoren eine Führungsposition inne, was durch eine Exportquote von 50-60 % für deutsche Traktoren untermauert wird.
Die Mechanisierung in der Landwirtschaft wird entscheidend durch technologische Fortschritte sowie einen signifikanten Arbeitskräftemangel angetrieben. Der Rückgang der verfügbaren Arbeitskräfte in der Landwirtschaft um 35 % innerhalb des letzten Jahrzehnts hat die Nachfrage nach leistungsstarken Traktoren und Maschinen erhöht. Prognosen besagen, dass bis 2030 noch 7,9 Millionen Arbeitskräfte im Landwirtschaftssektor aktiv sein werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Markt für landwirtschaftliche Traktoren in Europa vor Herausforderungen steht, aber gleichzeitig positive Ausblicke bietet. Fendt hat sich in diesem schwierigen Umfeld stabil gehalten und bereitet sich auf eine mögliche Erholung ab 2026 vor. Während die Branche um Stabilität kämpft, bleibt Deutschland der führende Akteur auf dem europäischen Markt für Landmaschinen.