
Der Dokumentarfilm „No Other Land“ hat bei der diesjährigen Oscarverleihung für große Aufregung gesorgt. Er thematisiert die Räumung palästinensischer Dörfer im Westjordanland und erhielt in der Kategorie Bester Dokumentarfilm die goldene Statue. Diese Auszeichnung stieß jedoch auf starke Kritik aus Israel. Miki Zohar, der israelische Kulturminister, bezeichnete den Sieg als „traurigen Moment für die Welt des Kinos“ und äußerte sich auf der Plattform X, wo er die Filmemacher scharf angriff.
Zohar warf den Regisseuren, Basel Adra und Yuval Abraham, vor, Israel vor einem internationalen Publikum in einem falschen Licht darzustellen. Seiner Meinung nach sei der Film eine Diffamierung des Landes. Er erkannte zwar die Bedeutung der Meinungsfreiheit an, sah die Darstellung dennoch als einen Akt der „Sabotage gegen den Staat Israel“, besonders im aktuellen Kontext des Massakers vom 7. Oktober und des laufenden Krieges.
Die Realität im Westjordanland
Abseits der Oscars ist die Realität für viele Palästinenser im Westjordanland beklemmend. Ein Beispiel ist das Ereignis vom 2. Februar 2016, als israelische Bulldozer im umstrittenen Gebiet Musafir Jenbah südlich von Hebron mindestens ein Dutzend Gebäude abrissen. Dieses Großaufgebot führte dazu, dass mehrere Familien obdachlos wurden. Lokalberichten zufolge handelt es sich hierbei um eine langjährige Kampagne Israels, die Bewohner aus einem Gebiet zu vertreiben, das seit den 1970er Jahren als militärische Zone deklariert ist.
Ein Palästinenser sah sich an diesem Tag gezwungen, Gegenstände aus seinem abgerissenen Zuhause zu sammeln. Die berührenden Bilder dokumentieren nicht nur den Verlust der eigenen Heimat, sondern auch die fortwährenden Spannungen im israelisch-palästinensischen Konflikt.
Ein historischer Kontext
Um die gegenwärtigen Konflikte zu verstehen, ist auch ein Blick in die Geschichte notwendig. Der Konflikt hat tiefe Wurzeln, die bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückreichen, als Großbritannien und Frankreich versuchten, den Vorderen Orient nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches zu kontrollieren. Das Geheimabkommen von 1916 führte zur Aufteilung des Gebiets und legte den Grundstein für zukünftige Spannungen.
Der Zionismus, eine Bewegung, die das Ziel hatte, ein jüdisches Heim in Palästina zu schaffen, gewann an Fahrt mit der Balfour-Deklaration von 1917. Diese erklärte die britische Unterstützung für ein „nationales Heim für das jüdische Volk“, wobei die Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften berücksichtigt werden sollten. Diese historischen Entwicklungen mündeten in einen anhaltenden Konflikt, der mit Kriegen, Intifadas und dem Streben nach einem dauerhaften Frieden geprägt ist.
Die Oscar-Auszeichnung für „No Other Land“ könnte als Spiegelbild jener jahrzehntelangen Konfliktdynamik angesehen werden, die sowohl Palästinenser als auch Israelis betrifft. Während die einen die Filmemacher verurteilen, sehen andere in dem Film einen notwendigen Beitrag zur Diskussion über die Menschenrechte und die Realität im besetzten Palästina. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Debatte entwickeln wird, insbesondere vor dem Hintergrund anhaltender Konflikte.
Weitere Informationen über den israelisch-palästinensischen Konflikt sind auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar.