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Katholische Kirche im Wandel: Söding fordert mehr Mitbestimmung!

Thomas Söding diskutierte am 27. Februar 2025 im Düsseldorfer Maxhaus über die Notwendigkeit von Reformen in der katholischen Kirche und deren Rolle in der Demokratie. Dabei betonte er die Stärkung der Rechte des Kirchenvolkes und die Herausforderungen, die durch gesellschaftliche Megatrends und interne Probleme entstehen.

Der Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche nimmt weiter Fahrt auf. Thomas Söding, Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), stellte bei den Mittwochsgesprächen im Düsseldorfer Maxhaus die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der Rechte des Kirchenvolkes in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Söding argumentiert, dass die Schwäche der Kirchen nicht nur auf gesellschaftliche Megatrends zurückzuführen ist, sondern auch hausgemachte Probleme, wie den Missbrauch geistlicher Macht, beinhaltet. Er forderte eine Reform, die die Rechte von Laien aufwertet und damit die derzeitige Verfassungskrise der katholischen Kirche adressiert. Diese Reform, so Söding, sei nicht nur ein Wunsch, sondern bereits in Gang gesetzt worden. Dennoch bleibt der Erfolg ungewiss.

Söding betonte zudem die Rolle der christlichen Politiker in Parlamenten, die entscheidend zur Stärkung der Demokratie beigetragen hätten, und wies darauf hin, dass die Komplexität gesellschaftlicher Probleme von der Kirche nicht ignoriert werden sollte. Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Politik, insbesondere in der Migrationspolitik, verdeutlichten dies. Der Theologe fügte hinzu, dass die katholische Kirche die eigenen Herausforderungen erkennen und sich aktiv mit diesen auseinandersetzen müsse.

Der Synodale Weg und seine Herausforderungen

Im Kontext des Synodalen Weges, einem Reformprojekt, das 2019 von den deutschen Bischöfen angestoßen wurde, zeigt sich sowohl ein positives als auch ein kritisches Bild. In einer Rückschau auf die vierte Synodalversammlung in Frankfurt am Main zieht Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, ein positives Fazit. Entscheidungen, die Signalwirkung für die gesamte katholische Kirche entfalten können, wurden getroffen. Besonders betonen die Teilnehmer die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen im Umgang mit Homosexualität und die Diskussion um Geschlechtergerechtigkeit. Dennoch gibt es auch Widerstände: Ein Dokument zur Liberalisierung der Sexualmoral fand keine Mehrheit und führte zu Verärgerung unter den Befürwortern.

Die Synodalversammlung besteht aus 230 Mitgliedern, darunter Bischöfe und Laien. Ihre Beschlüsse erfordern eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe sowie eine Mehrheit in der Gesamtheit der Stimmen. Zum Beispiel fordert ein Grundsatzpapier die Priesterweihe für Frauen und kritisiert deren Ausschluss aus sakramentalen Ämtern. Trotz der vorliegenden Reformen betonen Kirchenrechtler, dass die Erwartungen an grundlegende Veränderungen realistisch bleiben sollten.

Synodalität als neue Herausforderung

Die Weltsynode, die 2021 von Papst Franziskus ins Lebens gerufen wurde, stellt eine Reaktion auf die Vielschichtigkeit der kirchlichen Herausforderungen dar. Dieser synodale Prozess zielt darauf ab, die Partizipation des Volkes Gottes zu erhöhen und die kirchliche Struktur zu dezentralisieren. Der Abschluss der zweiten Sitzungsperiode der Weltsynode markiert einen Wendepunkt, der nicht nur für die katholische Kirche, sondern auch für die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, von Bedeutung sein könnte.

Bei den abschließenden Gottesdiensten im Petersdom wurde die Aufforderung ausgesprochen, den „Umhang der Verzagtheit“ abzulegen. Der Einsatz für mehr Verantwortung von Laien, insbesondere Frauen, steht im Vordergrund der Diskussionen. Es wird deutlich, dass die Umsetzung der Forderungen, trotz wenig klarer Vorgaben seitens des Papstes, große Herausforderungen mit sich bringt. Die unterschiedlichen Perspektiven zur Synodalität zeigen die Spannungen zwischen konservativen und reformorientierten Stimmen innerhalb der Kirche.

Insgesamt steht die katholische Kirche an einem kritischen Punkt, an dem sowohl Demokratie als auch kirchliche Strukturen auf dem Prüfstand sind. Die Anstrengungen, eine zeitgemäße Form der Kirchenführung zu finden, erfordern, dass Laien und Kleriker sich aus ihrer Komfortzone herausbegeben. Wie die katholische Kirche unter den aktuellen Bedingungen zu einem relevanten Akteur in der Gesellschaft werden kann, bleibt abzuwarten.

Referenz 1
rp-online.de
Referenz 2
www.deutschlandfunk.de
Referenz 3
www.katholisch.de
Quellen gesamt
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