
Die Vorfreude auf die närrischen Tage in Deutschland wird in diesem Jahr von düsteren Schatten überschattet. Weiberfastnacht in Köln wird als Sicherheitsrisiko wahrgenommen, was sich auf die Planungen und Feiern während des gesamten Karnevals auswirkt. Offen ruft der Islamische Staat zu Anschlägen auf, auch in deutscher Sprache, und die Sicherheitsbehörden warnen, dass potenzielle Täter bereits vorbereitet sind. Die Auswirkungen sind deutlich spürbar: Stadtverwaltungen reagieren mit einer drastischen Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen. Tausende Polizisten, Taschenkontrollen und Betonbarrieren sollen die Feierlichkeiten absichern. Diese massive Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen wird jedoch auch kritisch betrachtet, insbesondere im Hinblick auf Integration und das Bürgergeld, das als unzureichend angesehen wird. Die AfD sieht ihre Warnungen vor islamischem Terror und unkontrollierter Migration bestätigt. Gleichzeitig setzen Karnevalsvereine Zeichen gegen rechten Extremismus, indem sie Mottowagen mit Parolen gegen Hass und Hetze präparieren.
Die Unsicherheit und die damit verbundene Lähmung des Karnevals sind jedoch unübersehbar. Die Sicherheitsbehörden sprechen von einer „ernst“ zu nehmenden Gefahr durch radikalisierte Jugendliche. Immer mehr Karnevalsvereine halten Krisensitzungen ab, um geeignete Maßnahmen zu besprechen, da der Karneval nicht mehr in dem gewohnten Rahmen stattfinden kann. Diese neuen Sicherheitsmaßnahmen erforderen nicht nur ein erhöhtes Polizeiaufgebot, sondern auch den Einsatz von Schutzwesten, wodurch die ohnehin schon angespannten finanziellen Mittel der Vereine weiter belastet werden.
Erste Absagen und hohe Kosten
Bereits einige Umzüge wurden aus Angst vor Terroranschlägen abgesagt, und die finanziellen Belastungen steigen weiter. Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess, berichtet von verschärften Auflagen im Vergleich zum Vorjahr, die in vielen Städten einen hohen finanziellen Druck auf die Veranstalter ausüben. Von den insgesamt etwa 3500 geplanten Umzügen bis Aschermittwoch sind bereits bis zu fünf in Städten wie Marburg und Kempten abgesagt. In Erfurt herrscht zudem Unklarheit, ob der geplante Umzug stattfinden kann, da er bereits auf eine verkürzte Route ohne Motivwagen reduziert wurde. Die hohen Sicherheitsanforderungen könnten noch zu weiteren Absagen führen, insbesondere da die Kosten für zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen schnell auf bis zu 200.000 Euro steigen können.
Das Sicherheitskonzept in Marburg wurde unter Mitwirkung des Festausschusses, des Ordnungsamtes und der Polizei entwickelt, um sicherzustellen, dass die Feiern nicht vollständig ausfallen müssen. Solche innovativen Ansätze sind notwendig, denn die Sicherheitslage hat sich nicht zuletzt durch die tödlichen Anschläge in Magdeburg, Aschaffenburg und München weiter verschärft. Fess warnt, dass viele Karnevalsvereine sich durch die hohen Sicherheitsanforderungen und die Kosten überlastet fühlen. Gleichzeitig betont er die kulturelle Bedeutung von Fasching, Fastnacht und Karneval für die Gesellschaft.
Sicherheitsvorkehrungen und politische Reaktionen
In den großen Karnevalsstädten wie Köln, Düsseldorf und Mainz wurden die Sicherheitskonzepte deutlich verschärft. Allein in Köln werden bis zu 1,5 Millionen Menschen an der Zugstrecke erwartet, weshalb die Polizei dort 1500 zusätzliche Beamte einsetzen wird. Während Seitenwechsel zur Sicherheit die Themen prägen, appelliert Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul an die Menschen, sich vom Terror nicht einschüchtern zu lassen und den Karneval weiter zu feiern. Reul wird selbst am Rosenmontagsumzug in Köln teilnehmen, um ein Zeichen gegen die Fearmongering zu setzen.
Die Berichterstattung und die öffentlichen Diskussionen über die Sicherheit sind eng verzahnt mit der Rolle der politischen Akteure. Die AfD nutzt die aktuellen Entwicklungen, um ihre Argumente gegen Migration und islamischen Terror zu stützen. Dennoch steht der Karneval als symbolisches Fest vor der Herausforderung, sowohl die Freude und Kreativität der Feiern zu erhalten, als auch den Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden, um die Teilnehmenden zu schützen. Ein Balanceakt, der in diesem Jahr eine besondere brisante Dimension erhält.