
Am 26. Februar 2025 beteiligen sich Erzieherinnen und Erzieher aus Waiblingen an einem unbefristeten Kita-Streik. Die Aufrufe zu diesem Streik kommen von den Gewerkschaften GEW und Verdi, die nach mehreren Warnstreiks die Beschäftigten aufgerufen haben, für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten. Eine zentrale Forderung ist eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich 10 Prozent sowie eine Höhergruppierung im Tarifvertrag, um die Wertschätzung für die Erziehungsberufe zu erhöhen.
Moritz Enssle, ein engagierter Erzieher mit einem Studium in Kindheitspädagogik, ist einer der Protestierenden. Er betont, dass Bildung bereits in der frühen Kindheit beginnt und dass Kindertagesstätten einen Bildungsauftrag haben, der dem von Schulen durchaus vergleichbar ist. „Es ist Zeit, dass die Gesellschaft erkennt, wie wichtig unsere Arbeit ist“, erklärt Enssle, der in der Waldgruppe der städtischen Einrichtung Burgmäuerle in Hegnach tätig ist.
Forderungen und Gehälter
Die Streikenden in Waiblingen, zu denen auch Nicole Brandel, Stephanie Stecher, Alexandra Hanig, Andrina Furra, Philipp Kessel und Marija Kolar gehören, fordern mehr als nur eine Gehaltserhöhung. Sie möchten, dass Erzieher in niedrigeren Entgeltgruppen (z. B. S 6) in höhere Gruppen eingruppiert werden, wohingegen Erzieher in der Gruppe S 8 in S 10 überführt werden sollen. Kita-Leitungen wünschen sich eine Einstufung, die sowohl die Gruppenanzahl als auch die Beschäftigten berücksichtigt, statt nur die Platzanzahl der Einrichtungen zu berücksichtigen.
Aktuelle Brutto-Entgelte für Erzieherinnen in Deutschland zeigen, dass das Gehalt je nach Erfahrung und Position stark variiert. So liegt das Einstiegsgehalt für Erzieher in der Entgeltgruppe S 8a bei etwa 2.830 Euro pro Monat, während erfahrenere Kräfte in der Gruppe S 8b bis zu 4.310 Euro verdienen können. Trotz einer Gesamtgehaltserhöhung von 7,5 Prozent seit 2018 bleibt die Bezahlung im Vergleich zu anderen akademischen Berufen unzureichend.
Die gesellschaftliche Rolle der Erzieher
Der gegenwärtige Streik findet in einer Zeit statt, in der die Rolle der Kindertagesstätten sich gewandelt hat. Sie werden zunehmend nicht mehr nur als Aufbewahrungsorte gesehen, sondern als wesentliche Bildungsinstitutionen. Diese Veränderungen gehen jedoch oft mit einer zunehmenden Komplexität bei den Anforderungen an das Personal einher. Erzieherinnen und Erzieher müssen gruppendynamische Kompetenzen entwickeln und eng mit Eltern zusammenarbeiten.
Der Fachkräftemangel im Erzieherberuf verschärft die Situation weiter. Dies führt zu einer Konkurrenz zwischen den Trägern, wodurch eine faire Bezahlung und angemessene Arbeitsbedingungen gefordert werden. Der hohe Frauenanteil im Beruf wird häufig als Faktor für die mangelnde Wertschätzung und die unzureichende Bezahlung angesehen. Viele Politiker und Eltern zeigen Verständnis für die Streikforderungen und unterstreichen die Notwendigkeit, mehr Geld in die frühkindliche Bildung zu investieren, um die bestehenden Probleme zu lösen.
Für berufstätige Eltern stellt der Streik eine erhebliche Herausforderung dar, da sie während dieser Zeit alternative Betreuungsmöglichkeiten finden müssen, ohne Anspruch auf Rückerstattung der Kita-Gebühren. Gleichzeitig fordern die Erzieherinnen und Erzieher Solidarität der Eltern für ihre Anliegen. Laut erzieherin.de ist die Diskussion um die Anerkennung und Bezahlung von Erzieherinnen und Erziehern besonders im Vergleich zu Grundschullehrern von großer Bedeutung.
Insgesamt zielen die Maßnahmen der Streikenden darauf ab, die Bedingungen für Fachkräfte im Erziehungsbereich nachhaltig zu verbessern und die Bedeutung ihrer Arbeit in der Gesellschaft anzuerkennen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung für einen Beruf, der unermüdlich zur Bildungsförderung von Kindern beiträgt.