
Im Ostalbkreis sorgt ein ungewöhnlicher Aktionismus für Aufsehen. Karl, ein engagierter Bürger, plant, ein Zeichen gegen die extrem rechte Partei AfD zu setzen. Sein Vorhaben, das in einem Artikel von Jürgen Steck auf der Webseite der Schwäbischen Post beschrieben wird, zielt darauf ab, in denjenigen Orten, in denen die AfD bei der letzten Bundestagswahl mehr als 30 Prozent der Stimmen erhielt, in Kreisverkehren nicht mehr nach rechts zu blinken. Karl ist überzeugt, dass diese Maßnahme insbesondere in den Gemeinden Bopfingen und Ruppertshofen Wirkung zeigen wird.
Die Aktion, die ursprünglich nur als eine Art symbolische Geste gedacht ist, könnte bedeutende politische und gesellschaftliche Reaktionen auslösen. Doch skeptische Stimmen äußern Bedenken, ob der Ansatz ausreichend ist, um tatsächlich die erforderliche Aufmerksamkeit auf die extremen Rechte zu lenken. Karl selbst denkt zudem darüber nach, seine Aktion auszuweiten und möglicherweise auch das Rechtsabbiegen in den betroffenen Gemeinden zu unterlassen. Ob er genügend Unterstützer für diese provokante Idee gewinnen kann, bleibt jedoch ungewiss.
Hintergründe des Engagements
Kars Vorstoß steht vor dem Hintergrund eines besorgniserregenden Trends. Laut einem Artikel von Alves, Pinto und Marques in der Fachzeitschrift Journal of Social and Political Psychology wird der Anstieg nationalistischer und anti-immigrantischer Einstellungen stark von Unsicherheit beeinflusst. Dies ist ein Problem, das auch in Deutschland zunehmend sichtbar wird.
Die Forschung zeigt, dass emotionale Unsicherheit und soziale Vergleiche wesentliche Faktoren sind, die zu extremistischen Haltungen beitragen können. In Krisenzeiten neigen viele Menschen dazu, sich populistischen Strömungen zuzuwenden, die einfachere Erklärungen und Lösungen für komplexe Probleme bieten. So haben sich in den letzten Jahren die Einstellungen gegenüber Migranten und Minderheiten verschlechtert, was die Notwendigkeit verdeutlicht, dass Bürger wie Karl aktiv werden.
Die Veröffentlichung von Hogg und Adelman zur Uncertainty-Identity Theory bietet dazu zusätzliche Einblicke. Sie zeigen, dass Unsicherheit und die Suche nach sozialer Identität in extremen Gruppen oft Hand in Hand gehen. Das geschürte Misstrauen in Gesellschaften, wie es von Breakwell thematisiert wird, könnte auch in Karl’s Heimatgemeinden eine Rolle spielen, insbesondere wenn es um die Akzeptanz von nicht-traditionellen politischen Botschaften geht.
Trotz der Risiken, die mit seinem Vorhaben verbunden sind, könnte Karl’s symbolische Geste ein Zeichen für andere Bürger sein, sich ebenfalls gegen extremistische Strömungen zu positionieren. Es bleibt abzuwarten, ob diese Kampagne tatsächlich eine breite Welle der Unterstützung generiert und ob sie vielleicht sogar zu einem Umdenken in der Politik führt.