
Immer mehr Arbeitnehmer ziehen eine Frührente in Betracht, obwohl dies mit finanziellen Abschlägen verbunden ist. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) planen 31% der bundesweit Befragten, drei Jahre früher aus dem Berufsleben auszutreten, wobei dieser Wert in Bayern sogar bei 37% liegt. Besonders stark ausgeprägt ist der Wunsch nach einer Frührente im verarbeitenden Gewerbe. In Bayern geben 49% der Befragten an, sich eine Frührente finanziell leisten zu können – 48% der Männer und 36% der Frauen sind darunter.
Die Diskussion um die Rente mit 63 bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Experten warnen vor den Folgen dieser Regelung und fordern, die Frührente unattraktiver zu gestalten, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Bei einer Veranstaltung zur Wirtschaftsförderung in Bad Kissingen wurde thematisiert, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter, insbesondere die Generation 50+, länger im Berufsleben halten können. Das Ziel ist es, diese Altersgruppe bis zum regulären Renteneintrittsalter von 67 Jahren im Unternehmen zu integrieren.
Unterstützung für ältere Arbeitnehmer
Maren Beer vom IFBG fordert, die Unternehmenskultur zu verbessern, um die Flexibilität, Selbstbestimmung, Sinnstiftung und Wertschätzung zu erhöhen. Wünsche der Arbeitnehmer in diesem Kontext sind unter anderem:
- Individuelle Anpassung der Arbeitszeit (73,3%)
- Unterstützung beim Eintritt in den Ruhestand (70,3%)
- Höheres Gehalt (66,5%)
- Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln (64%)
- Gesundheitsförderliche Maßnahmen (60%)
Ein weiterer Augenblick in der Debatte ist das Netzwerk „Neue Generation 50+“, das Klaus-Peter Mikulla bei Beiersdorf ins Leben rief. Dieses Netzwerk fördert den Austausch zwischen verschiedenen Altersgruppen und bietet Fortbildungsprogramme an, um ältere Mitarbeiter zu unterstützen. „Ein Drittel des Berufslebens für Mitarbeiter über 50 liegt noch vor ihnen“, betont Mikulla und fordert eine neue Wahrnehmung älterer Arbeitnehmer im Arbeitsumfeld.
Die Motivation älterer Arbeitnehmer
Während viele ältere Menschen aus finanziellen Gründen weiterhin arbeiten, tun dies auch viele aus Freude am Beruf und dem Wunsch nach sozialen Kontakten. Über 90 Prozent der Rentner, die weiter beschäftigen, geben soziale Motive für ihre Tätigkeit an. Kurt Marx, 63 Jahre alt, und Berthold Schneider, 70 Jahre, sind Beispiele für diese Einstellung. Schneider, der einmal pro Woche im Lager arbeitet, schätzt den Austausch mit jüngeren Kollegen, hat aber auch den Wunsch, mehr Zeit für Hobbys und Reisen zu haben.
Die steigende Zahl älterer Erwerbstätiger ist teils auf das schrittweise Anheben des Renteneintrittsalters und das Ende der Frührentenpraxis zurückzuführen. Der Arbeitsmarkt für ältere Arbeitnehmer zeigt nennenswerte Fortschritte: Im September 2022 waren über 3,5 Millionen Menschen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen älter als 60 Jahre. Ein Anstieg um 7 Prozentpunkte bei den 65- bis 69-Jährigen zwischen 2011 und 2021 verdeutlicht den Trend.
Forscher wie Enzo Weber sehen in dieser Gruppe ein enormes Potenzial zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Unternehmen, die daran interessiert sind, ältere Mitarbeiter zu halten, verbessern häufig ihre Arbeitszeitmodelle und bieten größere Flexibilität an.
Die zentrale Herausforderung bleibt jedoch, die Bedürfnisse und Wünsche älterer Arbeitnehmer in den Fokus der Unternehmensstrategien zu rücken und durch geeignete Programme zu unterstützen, damit diese Gruppe weiterhin einen wertvollen Beitrag zum Arbeitsmarkt leisten kann. Eine erfolgreiche Anpassung der Arbeitswelten an die Erfordernisse dieser Generation könnte nicht nur den Fachkräftemangel lindern, sondern auch das Arbeitsklima in vielen Branchen verbessern.
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